Gerade bin ich zusammen mit einer Lesegruppe an der Lektüre
von Platons Staat. Dann wies mich einer meiner Kollegen auf den Zusammenhang
mit Man of Steel und der platonischen Staatsvorstellung hin.
Platons Staat sollte in drei Teilen aufgeteilt sein. (1) Die
„Goldenen“, also die Herrscher, (2) den „Silbernen“, den Kriegern oder Wächtern
und (3) den „Eisernen“, den Handwerkern.
Nun ist Krypton (also der Planet von dem eben Kal-El oder
eben „Superman“ stammt) ein Beispiel für Platons Idealstaat. Es gibt die
Herrschenden, erkennbar am Gold-Schmuck. General Zod ist einer der Silbernen.
Er gehorcht den Herrschenden grundsätzlich und das „General“ in „General Zod“
(worauf er sehr wert legt) deutet darauf hin, dass er eben ein Krieger ist.
Was ist nun aber Kal-El? Sein Vater (Jor-El) scheint sehr
gut mit den Händen zu arbeiten zu können, als er alles arrangiert um seinen
Sohn vor der Katastrophe zu retten. Wir können davon ausgehen, dass die ganze
El-Familie zu den Eisernen gehört. Für diese Einteilung spricht auch der
Beiname (und Titel des neuen Films) von Kal-El bzw. Superman, nämlich „Man of
Steel“. Wahrscheinlich ist es Zufall, dass Superman diesen Namen hat, denn er
stammt, soweit ich weiss, aus der frühen Phase, als man sich noch keine solchen
Gedanken zu Ethik und Superhelden gemacht hat.
Damals waren die Superman-Comics und auch die Superman-Filme
aus den 1970ern und 1980ern mit Christopher Reeve, eigentlich nur Unterhaltung.
Dagegen ist auch nichts einzuwenden. Der Trend zu immer mehr Gedanken hinter
den ganzen Konzepten von Superhelden ist ja erst in den letzten zehn Jahren
entstanden, besonders seit der Batman-Trilogie von Christopher Nolan.
Nun aber zurück zu Platon. Sind diese Strukturen Zufall? Ich
glaube nicht. Ein Indiz dafür ist sicherlich der Titel des Films, der relativ
ungewöhnlich ist, aber insbesondere die Szene in der der junge Clark Kent (also
Superman) gemobbt wird und dabei eine Ausgabe von Platons Staat in der Hand
hält.
Ausserdem ist immer davon die Rede, dass jeder seine Aufgabe
erledigen soll, die man in der Seele trägt. Das ist ein platonisches Ideal, das
sich diametral zu dem verhält, was wir in unserer liberalen Gesellschaft
favorisieren, nämlich Selbstbestimmung. Superman ist auf der Erde aufgewachsen,
fühlt sich daher mit den Menschen und ihren Träumen verbunden.
Ein Ausdruck dieser kryptonischen bzw. platonischen
Gesellschaft, ist beispielsweise die Geburtenkontrolle auf Krypton. Es werden
neue Kryptonier geschaffen, wenn sie gebraucht werden und zwar genau für einen
Zweck, der vorher bestimmt wurde.
Aber es ist natürlich klar, dass Superman als Kal-El (der
Kryptonier) und Clark Kent (der Erdling) irgenwie total zwischen den Stühlen
sitzt. Darum geht es ja auch gerade im Film, da möchte ich auch gar nicht zu
stark vorgreifen.
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