Bernard Williams kritisiert den Utilitarismus aufgrund
seiner angeblichen Unfähigkeit Minderheiteninteressen zu schützen vor einer
drückenden Mehrheit.
Der Schlüssel zum Problem sind die irrationalen Gefühle (aus
utilitaristischer Sicht) wie Vorurteile gegenüber einer Minderheit. Die Frage
ist hier, ob bei einer Nutzenabwägung diese irrationalen Gefühle einfliessen
dürfen. John Stuart Mill legt grossen Wert auf Bildung. Diese Bildung soll
verhindern, dass Menschen solche irrationalen Gefühle haben und wenn sie
trotzdem welche haben, trotzdem so handeln, wie es aus utilitaristischer
Perspektive gewünscht wird, obwohl es kontraintuitiv ist.
Das zusätzliche Problem bei Williams Beispiel ist, dass es
ausgeschlossen wird, dass man die Mehrheit nicht dazu erziehen kann, dass sie
ihre Vorurteile fallen lassen. Was macht nun eine Utilitaristin oder ein
Utilitarist in einer Situation, wenn die Bildung offensichtlich versagt hat?
Für mich ist klar, dass die Mehrheit trotz ihrer
irrationalen Gefühle, die gegen diese Entscheidung sprechen, die Minderheit
nicht ausschalten darf, egal wie klein sie ist. Denn die Qualität der Lust
kommt immer vor der Quantität.
Wenn jemand zwei Dinge erlebt hat, und sich immer für die
eine Sache entscheiden würde, dann ist die „eine Sache“ von höherer Qualität
und muss immer vorgezogen werden, egal wieviel mehr Lust die „andere Sache“
bringt quantitativ.
Die meisten würden vorziehen es vorziehen, schlimme,
unangenehme Vorurteile zu haben, statt zu sterben. Daher gilt: Egal wie gross
die Mehrheit im Verhältnis zur Minderheit ist, die Minderheit darf nicht
getötet werden. Es ist auch egal, wie kontraintuitiv das nun für die Mehrheit
wirkt.
Quellen
Williams, Bernard: Kritik des
Utilitarismus, übers. Wolfgang R. Köhler, Frankfurt a. M. 1990.
Mill, John Stuart: Utilitarianism/Utilitarismus,
übers. Dieter Birnbacher, Stuttgart 2006.
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