Freitag, 21. Februar 2014

Ich bin gerne ein sogenannter "Gutmensch"


Es gab einmal eine Zeit, in der es gut war, gut zu sein. Kaum zu glauben. Doch immer mehr wird die Bedeutung des Wortes "gut" komplett umgedreht. Wenn man sich also gegen Rassismus und Speziesismus einsetzt, wird man mit "Gutmensch" rhetorisch verprügelt. Ich finde das sehr schade.

Als kleiner Überblick über den Begriff lohnt sich das Lesen der Wikipedia-Seite zum Begriff. Das Wort wird als Kampfbegriff gegen Andersdenkende verwendet. Irgendwie scheint es zum Beispiel in rechten Kreisen total verpöhnt, gewisse ethische Grundregeln zu haben. Zum Beispiel ein Gleichheitsprinzip. Warum man da pauschal dagegen ist, habe ich nie verstanden.

Das Problem am Begriff ist, dass anstatt eine inhaltliche Diskussion ein Angriff ad personam durchgeführt wird. So kann eine Demokratie nicht funktionieren, finde ich.

Ich schlage zwei Varianten vor:
1. Man braucht den Begriff "Gutmensch" solange positiv, bis er einen positiven Unterton bekommt. Ähnlich wie bei der historischen Entwicklung des Begriffes "schwul".
2. Man führt den kontradiktorischen Begriff des "Schlechtmenschens" ein. Jedes Mal wenn jemand den Begriff "Gutmensch" negativ braucht, kann man den gegengesetzen Kampfbegriff einsetzen.
Natürlich sind beide Vorgehensweisen kombinierbar.

Im Grunde genommen bin ich gerne Gutmensch, aber nicht ohne eine inhaltliche Diskussion.

Montag, 3. Februar 2014

Zu den Vorfällen am Spiel gegen Winterthur (Februar 2014)

Ich versuche hier möglichst neutral darüber zu berichten, was gestern im Sektor D im Bergholz passiert ist.

Letztes Jahr hatte die IGP Pulvertechnik die Namensrechte für das Bergholz übernommen. Natürlich reagierten einige Fans darauf sehr erbost. Denn den Namen eines Stadions zu verkaufen ist als ein Ausdruck der steigenden Kommerzialisierung des Fussballsports zu verstehen. Es geht nicht einmal darum, dass das Stadion nun offiziell "IGP Arena" heisst, sondern darum, dass es nur noch um Geld geht im Fussball. Es geht nur noch darum, wer am meisten Geld zusammentreiben kann und nicht mehr darum, wer seine Spieler dazu bringen kann, richtig gut zu spielen. 

Von gemässigten Fans hört man dann Dinge wie "Das ist eben so." Klar ist es so, dass man mit Geld im Fussball sehr weit kommt. Die Frage, ob das gut ist, ist aber eine andere Sache. 

Nun kommt es also zum ersten Spiel der Rückrunde gegen Winterthur. Neu hängt direkt dort, wo sonst das Sektor D-Banner steht eine Tafel mit der Aufschrift, des ungeliebten Namensrechtssponsors. Provokativ hängt eine Gruppe der Fans kurz vor Anpfiff dieses Banner über die Tafel. Das hat zur Folge, dass der Sicherheitschef von Wil in den Block rennt und die Gruppe auffordert, das Banner aus Werbegründen wieder wegzunehmen und woanders aufzuhängen. Einige Exponenten der Fanszene wehren sich aber dagegen, weil es hässlich aussehen würde, wenn man das Banner neben die eigentlichen Supporter stellen würde und nicht davor.

Man einigt sich kurzfristig darauf, dass man das Banner in der Halbzeitpause abnehmen will, was dann natürlich geschieht. Die Wogen gehen wieder hoch. Nun kommt sogar der Präsident Roger Bigger in den Block gerannt. Die Situation eskaliert. Ein Fan rastet aus, wirft einen Abfallkübel um und verlässt das Stadion. Die Sektion K.O.M.A. packt die Zaunfahnen und andere Utensilien ein und verlässt nun das Stadion.

Es kommt nun zur absurden Szenerie, dass nur noch wenige Fans im Sektor D stehen ohne Fahnen und Zaunfahnen. (Siehe Bild unten.)

 Bild: © Gianluca Lombardi

Ich denke, dass dieser Konflikt definitiv lösbar ist. Entweder man verschiebt den ganzen Block oder man verschiebt die Tafel.

Ein weiteres Problem, dass viele geärgert hat, ist, dass überall im Stadion Werbung angebracht wird, nun sogar vor dem Sektor D (mehr Werbung ist in Planung), aber der Gästeblock wird komplett von Werbung verschont. Warum? Ich finde auf diese Frage keine Antwort...

P.S.: Lars, falls du das liest, hier hast du noch den Schluss für den "Projekt 2. Chance"-Artikel. :-)

Samstag, 1. Februar 2014

"Projekt 2. Chance" in Wil jetzt!

Bild: Sektion K.O.M.A.

Momentan wird in Wil das Thema "Projekt 2. Chance" diskutiert. Aber was ist das für ein Projekt. Das versuche ich hier einmal zu skizzieren.
Zum ersten Mal bin ich über das Stichwort beim FC Schaffhausen gestolpert.
Anhängerinnen und Anhänger des FC Schaffhausen, die im Rahmen von Fussballspielen gegen Gesetze, Stadionordnungen oder Verbandsregeln verstossenhaben (Stadionverbote), erhalten mit integrativen Massnahmen die Möglichkeit, Spiele der 1. Mannschaft im Stadion Breite unter diversen Auflagen zu besuchen. (Quelle)
Fassen wir zusammen: Man kann also nach einem Stadioverbot ins eigene Stadion wieder Spiele schauen gehen.

Das Konzept hat sich bewährt, glaube ich, nicht nur bei GC, sondern auch bei Basel und anderen Clubs.

Es ist für einmalige Täter gedacht. Also keine "Mehrfachtäter". Man kann erst sechs Monate nach dem Beginn des Stadionverbots einen Antrag stellen. Die Bedingungen sind dann, dass man sich distanzieren muss, wenn es zu strafbaren Handlungen kommt. In Schaffhausen gibt es das Projekt mit einem "Götti-System" zusammen, dass heisst, wenn die entsprechende Person wieder auffällig wird, dann haftet der "Götti" für die entsprechende Person.

Ziel wäre es, dass man auch in Wil die Chance bekommen kann, legal an Heimspiele gehen zu können. Das würde auch die Stadionsverbots-Debatte ein wenig entschärfen. 

Ich fordere ganz klar, dass dieses Projekt übernommen wird. Denn es ändert sich für den normalen Zuschauer nichts. Es gibt mehr Leute im Fanblock bei Heimspielen, aber gleichzeitig halten sich diese Stadionverbötler auf Probe absolut korrekt, weil sie sonst wieder dran sind.  Man kann nur profitieren.