Sonntag, 21. Dezember 2014

Review: "Men, Women and Children" (2014, deutsch: "#Zeitgeist")

Der Film fängt nach dem Epilog mit der Raumfähre Yoyager sehr skurill an. Adam Sandler versucht sich auf eine Porno-Seite einzuloggen, aber sein Computer ist nun nutzlos geworden durch die Massen an Malware. Er überlegt dann kurz ob er mit seiner Fantasie masturbieren soll, entschliesst sich aber schliesslich den Computer seines Sohnes zu verwenden. All dies erklärt eine Stimme aus dem Off. Wunderbar!



 Im Film scheinen alle irgendwie Probleme im Zusammenhang mit Computern oder dem Internet zu haben. Da haben wir einen, der mit dem Football-Spielen aufgehört hat und lieber Guild Wars spielt. Das eine Mädchen, das sich heimlich auf magersüchtigen Websites herumtreibt, nur um einem Jungen zu gefallen, der sie wie Dreck behandelt. Die Mutter, die den Computer, den Facebookaccount, das Handy, den Standort und alle Nachrichten ihrer Tochter analysiert. Der eine Football-Spieler, der sich gerne seltsame Pornos anschaut, und er dann sonst keinen mehr hochkriegt, als es soweit ist. Oder die Cheerleaderin, die anzügliche Fotos von sich ins Netz stellt. Und dann noch das Ehepaar, das sich – ohne es vom jeweils anderen zu wissen – übers Internet betrügt.

Dieses Internet scheint ja total böse zu sein. Das war in meinen Augen die Botschaft am Beginn des Filmes. Diese Botschaft ändert sich aber im Verlauf des Filmes. Eigentlich handelt es sich beim Internet einfach um eine andere Möglichkeit schlussendlich die gleichen Probleme zu haben wie früher. Das eine Mädchen hat falsche Vorstellungen von ihrem Körper oder dem Typen dem sie nachläuft, wahrscheinlich auch ohne Computer. Der andere Junge hätte wohl auch ohne Internet und Guild Wars mit dem Football aufgehört, die besorgte Mutter hätte ihre Tochter wohl anders kontrolliert. Der Football-Spieler wäre wohl auch ohne Internet auf seine seltsame Neigung gekommen und das Ehepaar hätte sich wohl auch ohne Internet betrogen. Letztlich hätte sich auch die Cheerleaderin völlig in falschen Vorstellungen verannt, selbst wenn es kein Internet gegeben hätte.

Ein Küsschen für den Guild Wars-Suchti :)
Diese Idee scheint mir ausgewogen und realistisch zu sein. Schlussendlich hätte ich nicht gedacht, dass ein Film, der mit einem masturbierenden Adam Sandler beginnt, derart romantisch (fast zu romantisch und kitschig offen gestanden) enden könnte.

7/10

Samstag, 20. Dezember 2014

Review: "The Skeleton Twins"



Milo (gespielt von Bill Hader), dessen Beziehung gerade vorbei ging, möchte sich umbringen. Da er aber seine Musik so laut stellt, beschwert sich der Nachbar beim Verwalter und so wird Milo gefunden und gerettet. Just im Gleichen Moment möchte sich Maggie (Kristen Wiig) ebenfalls töten. Gerade in diesem Moment klingelt das Telefon, ihr Zwillingsbruder, mit dem sie seit zehn Jahren keinen Kontakt mehr hatte, liege im Spital. Maggie lädt Milo also zu sich nachhause ein, nachdem er das Spital verlassen konnte. Und so beginnt der Film.

"When do the boys show up?" - "It's dyke-night, sweetie." - "It's what?!" - "Dyke --- night!"
Als ich hörte, dass bald ein Film mit den beiden rauskommen sollte, freute ich mich als grosser SNL-Fan. Die zwei harmonierten in der Sendung immer sehr gut miteinander. Davon ist aber in diesem Film grössenteils nichts zu spüren. Und gerade das hat mich persönlich massiv enttäuscht. Auch weil die veröffentlichten Outtakes auf jede Menge lustiger Szenen schliessen liessen und es dann im Endeffekt eher dürr aussah.

Die Story finde ich jetzt auch nicht unglaublich innovativ oder speziell. Ich habe keine Ahnung, weshalb der Film beim Sundance Festival einen Drehbuchpreis gewonnen hat. Offenbar verschenkt man die Dinger nun dort.

5/10

Freitag, 19. Dezember 2014

Billag-Initiative als Chance für die SRG?

Momentan wird wieder für eine Initiative gesammelt, welche die Abschaffung der Billag zum Ziel hat. Meine Gedanken dazu.

Die SRG hat m.E. die Aufgabe Informationen zu liefern, die an sich niemals finanziell rendieren würden (über Werbung etc.) Jetzt ist es aber seit Jahren so, dass zum Beispiel das Schweizer Fernsehen sehr viele Sendungen bringen (Casting-Shows, Schlager-Shows) die ohne Probleme ohne Gebührenabgaben finanziert werden können.

Ich glaube, dass das SRF Sendungen bringen muss, die zum Beispiel RTL oder ProSieben nicht bringen können. Casting-Shows gibt es bei den Privatsendern schon mehr als genug, da muss nicht noch das SRF einspringen.

Mein Vorschlag: Die SRG muss sich entscheiden. Entweder man nimmt die Gebührengelder und verzichtet auf die Werbung, oder man entscheidet sich für die Werbung und man kann dann aber keine Gebührengelder nehmen.


Was für einen Effekt hätte das? Das SRF hätte zum Beispiel kein Interesse mehr daran möglichst publikumswirksames Programm zu machen mit Casting-Shows oder unsäglichen Sendungen wie "die besten Schweizer" zu machen. Das heisst nicht, dass sich das SRF in ein langweiliges Intellektuellen-Programm entwickeln sollte. Die SRG sollte auch auf die Einschaltquoten schauen, gleichzeitig und primär aber auf die Qualität des Programms.

Donnerstag, 18. Dezember 2014

Rezension: Gary L. Francione: "Introduction to Animal Rights - Your Child or the Dog?"

Gary L. Francione ist Rechts-Professor, hat aber auch Philosophie studiert. Seine Arbeiten zu Tierrechten sind daher sehr interessant mit diesem Hintergrund.

Francione gilt als radikaler Kritiker des rechtlichen Status nicht-menschlicher Tiere. Er vertritt eine Rechte-Theorie angelehnt an Tom Reagan. Francione hält fest: Nicht-menschliche Tiere* können Eigentum sein. Das ist die Francione die Basis für das Leid, dass "Nutztieren" überall angetan wird. Er bezeichnet es als schizophren, dass Tierschutzgesetze Tiere vor unnötigem Leid schützen will, aber die Nutztierhaltung entschuldigt, gerade weil sie Eigentum sind.

Im Artikel 3 des (schweizerischen) Tierschutzgesetzes heisst es im Abschnitt a: "Die Würde des Tieres wird missachtet, wenn eine Belastung des Tieres nicht durch überwiegende Interessen gerechtfertigt werden kann. Eine Belastung liegt vor, wenn dem Tier insbesondere Schmerzen, Leiden oder Schäden zugefügt werden, es in Angst versetzt oder erniedrigt wird, wenn tief greifend in sein Erscheinungsbild oder seine Fähigkeiten eingegriffen oder es übermässig instrumentalisiert wird[.]" Eigentlich eine Feststellung die ich so zu 100% unterschreiben würde, bis auf die Formulierung ganz am Schluss mit der übertriebenen Instrumentalisierung.

Eine ähnliche Formulierung findet sich in vielen anderen Tierschutzgesetzen auf der Welt, schreibt Francione.

Francione arbeitet heraus, wie sich das Denken über Tiere entwickelt hat. Er stellt fest, dass Descartes einer der wenigen Denker der Neuzeit war, der annahm, dass nicht-menschliche Tiere nicht empfindsam sind. Kant, Locke und so weiter waren alle der Überzeugung, dass Tiere tatsächlich empfindsam und ähnlich den Menschen waren. Sie waren aber nicht der Überzeugung, dass Menschen Verpflichtung gegenüber "Tieren" haben würden. (Das heisst jetzt nicht, dass Menschen Tieren alles antun dürfen.) Das änderte sich erst mit Bentham, der sich für tierliche Interessen stark gemacht hat. (Trotz dem grossen Fortschritt den Bentham zur Diskussion gebracht hat, war er überzeugter Fleischkonsument. Francione kritisiert diese Zwiegespaltenheit in Kapitel sechs: "Having Our Cow and Eating Her Too: Bentham's Mistake". Dazu später mehr.)

Francione zählt alle Arten der Tiernutzung auf. Wer schon viele Bücher zum Thema gelesen hat, wird einige Wiederholungen finden, aber auch viele weitere interessante Bereiche, an die man nicht gedacht hat. So berichtet Francione, wie das Geschäft mit Rennpferden, Rennhunden oder sogenanntem "canned hunting" (also eingefangene oder gar gezüchtete Tiere, die gezielt zur Unterhaltung abgeschossen werden) funktioniert. Einen solchen Bericht habe ich bisher noch nie sonst gelesen. Insofern hat sich die Lektüre dieses Kapitels gelohnt.

Lohnenswert ist auch der lange, ausführliche und ausgeklügelte Abschnitt über Tierversuchen. Francione zählt Probleme mit Tierversuchen auf. Viele Erkenntnisse aus Tierversuche sind nicht anwendbar auf den Menschen und somit vergebens. Ausserdem werden seit Jahren HIV- und AIDS-Tierversuche gemacht, die enorme Kosten verursachen, die man geschickter in Prävention stecken müsste. Tierversuche sind nicht immer die effektivste Art eine Krankheit zu bekämpfen, nur schon rein finanziell gesehen. Tierversuche führen manchmal auch zu völlig falschen und gar gefährlichen Ergebnissen. So dachte man lange wegen infiszierten Tierversuchs-Affen, dass Polio eine Krankheit nur eine Nervensystem-Erkrankung ist und man daher die Möglichkeit einer Polioimpfung jahrelang übersah, mit unglaublichen Folgen. Ausserdem sind die meisten Tierversuche unglaublich trivial und "unnötig". Unnötig deswegen weil zum Beispiel immer neue Produkte getestet werden müssen oder sich Forschende Fragen stellen, die zwar "nice to know" sind, aber nicht als Rechtfertigung für das enorme Leid ausreichen, dass den Tieren angetan wird. So an der Universität von Wisconsin Kätzchen nach der Geburt direkt die Augen zugenäht, damit man erforschen konnte, wie sich darauf das Hirn entwickelt.

Francione 2010 (Foto von Saibo nach CC 3.0, Quelle)
Francione möchte den Begriff "Person" auch auf nicht-menschliche Tiere übertragen und zwar grundsätzlich. Zum Beispiel Peter Singer wäre mit dieser Begriffsverwendung wohl nicht zufrieden. Für Singer sind Personen  Lebewesen die neben Empfindungsfähigkeit auch eine Vorstellung vom "ich" und Vergangenheit und Zukunft haben. (Viele Menschen sind laut Singers Definition ergo "Personen", aber nicht alle. Bei den nicht-menschlichen Tieren, fallen einzelne Lebewesen darunter, so zum Beispiel gewisse Menschenaffen.) Genau diese Unterscheidung verwirft Francione. Für ihn zählt nur die Empfindungsfähigkeit. Das heisst aber nicht, dass Tiere ein Wahlrecht haben. Es bedeutet auch nicht, schreibt Francione, dass Tiere ein absolutes Recht davor haben vor Leid geschützt zu werden, wenn Wildtiere von anderen Wildtieren angegriffen werden. Aber die Nutzung von Tieren sei ausgeschlossen, weil die Benutzung von Tieren impliziert, dass sie keinen moralischen Status haben.

In Kapitel fünf schreibt der Autor über die Geschichte der Philosophie des Geistes von nicht-menschlichen Tieren. Er beschreibt die Bekannte Haltung von Descartes, dass Tiere nur Maschinen sind und kein Bewusstsein haben, als auch biblische, christliche Haltung zum tierlichen Status. Interessant sind auch die Ausführungen zum Denken von Marx.Gemäss Marx ist es ein typisches menschliches Charakteristikum, dass die Umwelt von Menschen nicht nur aus Nutzen verändern, wie das zum Beispiel ein Vogel macht, wenn er ein Nest baut. Tiere sind also eine Stufe tiefer als Menschen. (Ich muss ehrlich gestehen, dass ich den Gedanken von Marx den Francione wiedergibt nicht ganz fassen kann.)

In Kapitel sechs kritisiert Francione die Haltung von Bentham. Das grösste Problem ist, aus der Sicht von Francione, dass Bentham die "Rechts-Idee" ablehnt. Jede Haltung, die tierliche Interessen ernsthaft behandeln will, und gleichzeitig Rechte ablehnt, ist, gemäss dem Autor, zum Scheitern verurteilt. So auch die "Ecofeminists", die Rechte als etwas patriachales ablehnen und lieber eine Ethik propagieren, die auf "care" basiert propagieren. Francione schreibt, dass es unmöglich sei zum Beispiel eine Vergewaltigung mit dieser "Careethik" abzulehnen.

Francione unterscheidet zwei Arten von Utilitarismus. Aktutilitarismus, welcher jede Handlung und seine jeweilige Konsequenzen anschaut und Regelutilitarismus, welcher überprüft, welche Regel am meisten Glück und am wenigsten Leid produziert. Bentham ist normalerweise ein Aktutilitarist, schreibt Francione, aber wenn es um (menschliche!) Sklaverei geht ist er ein Regelutilitarist, welcher Sklaverei prinzipiell verbietet. Aus der francionischen Sicht drängt sich natürlich hier die Frage auf, warum nicht prinzipiell die Tiernutzung untersagt mit einer Regel. Klar ist, dass Francione mit Bentham und "seinem geistigen Nachfolger Peter Singer" (Zitat Francione) nicht einverstanden ist.

In einem letzten Kapitel stellt sich Francione der Frage im Untertitel des Buches. "Your Child or the Dog?" Soll man aus einem brennenden Haus, wenn man nur jemanden retten kann, sein Kind oder seinen Hund retten. Für Francione ist klar, dass man immer sein Kind retten wird und das auch moralisch auch akzeptabel ist. Aber bei Tierversuchen handelt sich eben nicht um ein solches "brennendes Haus"-Szenario.

Hier setzt meine Kritik an. Francione begründet, dass wir keine Tierversuche machen dürfen, weil es auch Menschen gibt, die geistig auf einer gleichen Stufe sind, wie die Versuchtstiere. Diese Menschen würde man nicht benutzen. Ich muss ehrlich sagen, dass Francione hier die utilitaristische Kritik vergessen hat. Als Utilitarist finde ich, dass wenn man zum Beispiel Malaria komplett ausrotten könnte mit einem Versuch an einem Lebewesen (vorrausgesetzt, das wäre die einzige Möglichkeit!), dann würde ich dieses Experiment sogar bei einem "normalen" (d.h. geistig-"nichtbehinderten" Menschen) durchführen. Das Problem ist ja in der Praxis, dass es solche drastische Fälle nicht gibt. (Eine Garantie, dass ein Experiment, eine quasi Folterung, zu diesem Ziel führt gibt es sowieso nie!) Und es praktisch immer Alternativen gibt. In den wenigen Fällen bin ich einverstanden, dass man nicht-menschliche Tiere einsetzt, wenn man auch geistig-eingeschränkte Menschen einsetzt (oder zumindest würde. Ich glaube dieser Fall würde äusserst selten (oder gar nie) eintreten.

Die Ausführungen zum juristischen Status von Tieren sind allerdings sehr aufschlussreich. Diese Überlegungen muss die Tierrechtsbewegung definitiv ernst nehmen.

---
*Ich schreibe manchmal "nicht-menschliche Tiere" oder nur "Tiere". Menschen sind auch bei letzterem nicht eingeschlossen, obwohl sie ja auch Tiere sind. Entschuldigt diese mangelhafte begriffliche Arbeit.

Mittwoch, 17. Dezember 2014

Review: "Chef (2014)"


Jon Favreau wurde ursprünglich mit kleinen und guten Filmen wie Swingers bekannt. Mittlerweile hat er in einigen grossen Filmen mitgespielt und gleich auch die Regie übernommen. So zum Beispiel Iron Man. Ich habe mich gefragt, was Iron Man und Swingers gemein haben. Ich finde keine Gemeinsamkeit.

Nun hat sich Favreau offensichtlich dazu entschlossen wieder einen kleinen Film zu machen. Aber er konnte es irgendwie doch nicht lassen. Der Film ist mit einigen Stars versehen: Dustin Hoffman, Scarlett Johanson, Robert Downey Jr., John Leguizamo oder Sofia Vergara. Der Film wirkt also alles andere als klein und "indie".

Nun zum Inhalt. Es geht um den Koch Carl Casper (Jon Favreau) ein geschiedener Vater, der komplett durchdreht, als ein Restauranttester in kritisiert. Jon verlässt seinen Job und beginnt mit einem Fastfood-Wagen kubanische Sandwiches und allerlei zu verkaufen. Sein Sohn Percy und sein Arbeitskollege Martin (John Leguizamo) helfen ihm dabei.

Es ist sowohl für Favreau als Künstler als auch für die Person Carl Casper eine Rückkehr zu den Wurzeln. An manchen Stellen hatte ich das Gefühl, dass Jon Favreau und nicht Carl Casper spricht. Ein Beispiel ist die Szene, als er seinen Sohn zusammenstaucht, weil er ein schlechtes Sandwich verkaufen will. (Zu sehen auch kurz im Trailer: "Touching people's lifes!") In diesem Moment merkt man, wie sehr Favreau von der Leidenschaft angetrieben ist. Es macht ihn total glücklich, wenn die Leute von seinen Produkten begeistert sind. Sowohl als Regiseur, Schauspieler und Drehbuchautor, als auch als fiktiver Koch. Grossartig!

Etwas seltsam durchaus.
Sofia Vergara wirkt als Mutter stellenweise etwas hölzern, ist aber ansonsten eine gute Ergänzung. Emjay Anthony, der den Sohn Percy spielt, macht eine gute Figur. Er spielt den frühpupertären Jungen sehr überzeugend.

Übrigens find ich es lustig, wie sie Twitter eingebaut haben.

8/10

Dienstag, 16. Dezember 2014

Review: "The Inbetweeners 2"


Die vier Jungs sind zurück. Nach ihrer britischen TV-Serie und einem guten Kinofilm versuchen sie es nun in einem zweiten abendfüllenden Film.

The Inbetweeners 2 dreht sich, wie bereits in der Serie und dem Film zuvor um die vier Jungs Will (Simon Bird), Jay (James Buckley), Neil (Blake Harrison) und Simon (Joe Thomas). Nach ihrem Schulabschluss und ihren anschliessenden Ferien auf Mykonos, studieren drei von ihnen, während Jay in Australien arbeitet und nach eigenen Aussagen unglaublich gut bei den australischen Frauen ankommt und vergessen hat, dass seine Ex-Freundin Jane (Lydia Rose Bewley) mit ihm Schluss gemacht hat. Jeder der sich mit der Reihe auskennt, weiss, dass Jay es meistens mit seiner Fantasie sehr weit treibt. So auch hier. Er arbeitet auf dem Klo in einem Club in Sydney. Später gesteht er, dass er in Australien ist, gerade weil er wieder etwas von seiner Ex-Freundin Jane will.

Die vier Jungs, gestrandet im Outback.


 Mir hat der erste Film sehr gut gefallen, daher habe ich nicht gezögert, den zweiten Film auch anzuschauen. Ich wurde etwas enttäuscht. In diesem Film fliegt Will der Kot wortwörtlich nur so um die Ohren. Es ist m.E. dasselbe, was ich bereits bei Kick-Ass 2 bemerkt habe. Diese verfluchte Konzentration auf Kotze und Exkrementen. Solche Dinge sind bei Cartoons, wie zum Beispiel Family Guy irgendwie noch ertragbar, in Live-Action Spielfilmen oder Serien aber nicht. Da wirkt es nur billig, unreif und widerlich. Ansonsten ist die Geschichte in Ordnung, es gibt neue lustige Charaktere, wie der australische Onkel und gute Gags. Aber eben.

Wahrscheinlich werden wir die Charaktere nicht noch einmal sehen.

6/10

Montag, 15. Dezember 2014

Review: "This Is Where I Leave You"


Corey Stoll, Tina Fey, Jason Bateman, Jane Fonda und Rose Byrne alle in einem Film. Tönt nach einem Film, der die Zuschauer ins Kino locken will, dann aber wahnsinnig enttäuscht. Nicht bei diesem Film.

Der Vater der Familie Altman ist gestorben. Diese Nachricht erreicht Judd Altman (Jason Bateman) gerade in einer Lage, die für ihn alles andere als gut ist. Er hat seine Frau inflagranti mit seinem Chef erwischt. Das heisst, er steht nun ohne Job und ohne Frau da. Und es wird noch schlimmer.

Aber auch seinen vier Geschwistern Paul (Corey Stoll), der es nicht schafft, Kinder mit seiner Frau Annie (Kathryn Hahn) zu bekommen. Ausserdem belastet ihn auch das frühere Verhältnis zwischen Annie und seinem Bruder Judd.

Philip der kleine Bruder ist immer noch nicht erwachsen geworden, gemäss den anderen Geschwistern. Er hat eine neue Beziehung mit einer deutlich älteren Frau begonnen. Aber offensichtlich ist es weder für ihn, noch für seine Partnerin die richtige Idee.

Was genau Wendy Altmans (Tina Fey) Problem ist, habe ich nicht ganz verstanden, selbst nach einem zweiten Anschauen nicht. Jedenfalls gibt es Spannungen mit ihrem Partner Barry. Aber scheinbar ist Wendy immer noch in den Jungen von nebenan verliebt.

Und dann wäre da noch die Mutter Hilary Altman. Ihr Problem ist etwas komplexer, als man im ersten Moment denken könnte. Ihr Mann ist verstorben, aber da ist noch mehr. Was das ist, stellt sich erst am Ende des Filmes heraus.

Jedenfalls landet der Rest der Familie zuhause mit all ihren Problemen und versammeln sich zum traditionellen jüdischen Trauerzyklus. Die Kinder sind erst verwundert, dass es der Wunsch ihres Vaters war ein solches Prozedere durchzuführen, war er doch ein Atheist.

Ben Schwartz als Rabbi, seltsam und lustig
Das Casting ist sehr gut, wie bereits am Anfang des Filmes erwähnt. Die Schauspieler spielen ihre Rollen auch sehr gut. Herrlich ist auch Ben Schwartz als Rabbi. So etwas von seltsam und lustig.
Der Film ist grundsätzlich eher deprimierend, mit einer leichten Note Zuversicht. Gags gibt es so gut wie keine, es handelt sich nicht um eine Klamauk-Komödie, wie man sie sonst von Jason Bateman erwarten würde. Gleichzeitig wartete ich immer darauf, dass es im Film zu einem finalen Knall kommt. Kam es aber nie. Ich bin mir nicht sicher, ob das gut oder schlecht ist. Beispielsweise beim Film Crazy, Stupid Love gibt es eine Szene, wo richtig die Fetzen fliegen. Ich meine die Szene, als die Männer im Garten alle aufeinander losgehen, nachdem sie reagieren, wer von wem etwas wollte und hat. Solche Szenen gibt es in dieser Art bei This Is Where I Leave You nicht.

Die Frage ist nun, was ich aus diesem Film mitnehme. Unterhaltung eigentlich nicht besonders. Interessante Gedankengänge auch nicht. Eine schlau geschriebene Geschichte, die zum Beispiel zu einem gemeinsamen Punkt hinführt (wie bei Crazy, Stupid Love) eigentlich auch nicht. Eine gute Atmosphäre bietet der Film auf jeden Fall, zusammen mit den guten Charakteren. Am Schluss bin ich einfach nicht vollständig zufrieden. Dennoch ist This Is Where I Leave You ein solider, ja sogar guter Film.

7/10

Samstag, 6. Dezember 2014

Personenscanner mit Personalausweis im Kanton SG?


Zur Illustration: So sieht ein Personenscanner aus
Der Eschenbacher Kantonsrat Cornel Aerne (CVP) hat eine Interpellation (51.14.52) eingereicht. Sie trägt den Titel "Optimierung von Sicherheitsvorkehrungen bei Sportveranstaltungen durch Einsatz von technischen Massnahmen (Identitätsfeststellung der Stadionbesucher)".

Im Klartext bedeutet das, dass Personenscanner, wie zum Beispiel in Zug, eingeführt werden. Das heisst, dass man als Fussballfan immer einen Ausweis dabei haben muss und sich beim Eintritt diesen einlesen und sich fotografieren lassen muss.

Was ist das Ziel dieser Massnahme? Aerne wird dazu in seiner Interpellation deutlich:
Zwischenzeitlich hat sich die Anzahl der auswärtigen Fans drastisch reduziert. [Anmerkung: Er spricht von den Folgen im Kanton Zug.] Die Reduktion der auswärtigen, oftmals gewaltbereiten Fans führte wiederum dazu, dass das Polizeiaufgebot fast vollständig zurückgefahren werden konnte. Die personellen Ressourcen und somit die Sicherheitskosten der Polizei konnten nach der Installation von Personenscannern im Stadion massiv gesenkt werden.
Der Schluss geht also so: Indem wir völlig übertriebene Massnahmen ergreifen, kommen keine Gästefans mehr (O-Ton Aerne: "die gewaltbereiten, angeblichen Fans"), womit man die Polizeieinsätze an Sportanlässen faktisch streichen kann und damit wird dann Geld gespart.

Die Frage, die ich mir stelle, ist ob Geldsparen das einzige Ziel sein kann. Kann es sein, dass wir Hunderte von Menschen wie Schwerkriminelle behandeln? Gerade jetzt, wo man in St. Gallen mit einer lockereren Gangart relativ gut fährt?

Das Ziel ist nicht die Lösung von tatsächlichen Problemen, wie zum Beispiel Gewalt und schweren Sachbeschädigungen, sondern einfach die gezielte Vergraulung der Gästefans, wie Aerne auch offen zugibt. In keinem Punkt spricht Aerne davon, was "Sicherheit" eigentlich bedeutet, und vor was Familien in Stadien Angst haben müssen. Es ist mir kein Fall bekannt, in dem eine Familie angegriffen wurde. Es wieder ein Beispiel dafür, wie sich PolitikerInnen im Bereich Sicherheit bei Sportanlässen profilieren möchten, mit Vorschlägen, die völlig untauglich sind.

Interessant ist auch noch die Erkenntnis, dass Aerne lange Polizeibeamter und jetzt Kriminaltechniker ist.

Dienstag, 2. Dezember 2014

Was sind die Abstimmungsparolen der obskuren Kleinparteien?

Ich habe hier einmal ein paar Kleinparteien und ihre Abstimmungsparolen herausgesucht. Zwei Kriterien gab es für die Aufnahme
  • Keinen Sitz in der Bundesversammlung
  • Müssen Parolen veröffentlicht haben
Zum Vergrössern draufklicken!

AL: Alternative Linke
KVP: Katholische Volkspartei
IP:Integrale Politik (Vertritt integrale Ideologie)
PdA: Partei der Arbeit (Linksradikale Partei)
PNOS: Partei National Orientierter Schweizer (Rechtsextreme Partei)
PPS: Piratenpartei
SD: Schweizer Demokraten (Rechtspopulistische Partei)
up!: Unabhängigkeitspartei (Libertäre Partei)

Mittwoch, 26. November 2014

HOOGAN: Ohne Urteil kein Eintrag

 Interessanter Artikel zur HOOGAN-Datenbank (zu vergleichen mit der deutschen "Gewaltäter-Sport"-Datei).

Abgesehen davon, dass es völlig absurd ist, dass man für das blosse Mitführen von Pyrotechnik in eine Hooligandatenbank aufgenommen wird, ist jetzt ein bisschen Rechtsstaatlichkeit wiederhergestellt worden. Ohne Urteil darf man nicht in die Datenbank. Die Verantwortlichen des Clubs wollten scheinbar genau das. Das zeigt wie abstrus Stadionverbote etc. allgemein sind. Man kann ohne rechtskräftige Urteile einfach Leute aussperren und die Aufhebungsverfahren werden so lange hinausgezögert, bis es sowieso egal ist.


http://www.thurgauerzeitung.ch/aktuell/schweiz/schweiz-sda/Daten-eines-Fussballfans-muessen-im-Hoogan-geloescht-werden;art253650,4034989

Dienstag, 25. November 2014

Tierhaltung: Denkfehler des Konsumpatriotismus



Bild untersteht CC0 Public Domain (Quelle)

„Wir haben das beste Tierschutzgesetz der Welt.“ Diesen Satz höre ich als jemand, der sich für Tiere einsetzt immer wieder. Die Leute scheinen davon tatsächlich überzeugt zu sein, dass die Schweiz für Tiere ein Paradis ist. Aber stimmt diese Aussage so? Kann man diese Aussage teilweise kritisieren?

Der Unterschied zwischen „besser“ und „gut“
Zuerst einmal ein paar grundsätzliche Überlegungen. Angenommen es ist tatsächlich so, dass wir in der Schweiz das beste Tierschutzgesetz der Welt haben. Heisst das, dass es den Tieren bei uns gut geht? Ich denke es ist ein Unterschied, ob man sagt, dass es den Tieren in der Schweiz „besser“ geht, als in anderen Ländern, als wenn man sagt, dass es den Tieren „gut“ geht. Es wäre doch vorstellbar, dass es den Tieren in den anderen Ländern sehr schlecht geht und in der Schweiz nur ein Müh besser, was sie gleichzeitig zu den Besten punkto Tierwohl machen würde.

Das beste Tierschutzgesetz – Wie misst man das?
Eine andere Frage: Wie stellt man fest, dass ein Land das beste Tierschutzgesetz der Welt hat? Geht man messen, wie es den Tieren geht? Schaut man wieviel Auslauf die Tiere haben oder wieviel Spielmöglichkeiten oder Futter? Ich denke es ist sehr schwierig, zu messen, welches Land die besten Gesetze zum Schützen von Tieren hat. Nur schon die Anforderungen sind in den jeweiligen Ländern verschieden.

„Das beste Tierschutzgesetz“ – sagen alle
Nun ist es interessant, dass man den Satz mit dem angeblich besten Tierschutzgesetz der Welt überall hört. Sogar in der Antithese des schweizerischen Tierschutzes Deutschland hört man ihn. Deutschland, wo der Kassensturz davor warnt, dass leichtsinnige SchweizerInnen „tierquälerisches“ Fleisch, aus der ach so schlimmen deutschen Tierhaltung kaufen. (Beispiele: [1], [2], [3])

Problem lösen, statt schön verpacken
Aber machen diese paar läppischen Quadratmeter und ein bisschen mehr Stroh für die Schweine wirklich einen so grossen Unterschied, wenn sie am Schluss nach einem Bruchteil ihres Lebens getötet werden? Ich denke wir sollten mit der Heuchelei aufhören und eingestehen, dass solche Verbesserungen zwar „besser“ sind, aber an der grundsätzlichen Problematik nichts ändern.

Samstag, 22. November 2014

Review: "The One I Love (2014)"



Gestern habe ich den Film "The One I Love" gesehen. In letzter Zeit habe ich viele gute Filme gesehen (z.B Swingers, 3 Idiots oder Jesus Camp), aber keine Reviews geschrieben darüber. Dieser Film hat mich aber ziemlich verstört, auf eine positive Weise. Die Handlung ist m.E. sehr kafkaesk.

Mein Gesichtausdruck am Ende des Films.


Es geht um ein Ehepaar, dass in einer Ehekrise steckt. Sie konsultieren einen Eheberater. Dieser empfiehlt ihnen einen Aufenthalt in einem hübschen Ferienhaus. Das Ehepaar fährt also dahin. Das Haus ist riesig, mit einem Pool und grossem Garten. Aber da gibt es noch das Gästehaus auf dem Gelände. Irgendwann realisieren sie, dass praktisch eine Kopie von ihnen sich auf dem Gelände befindet. Die "Kopie" ist jeweils genauso, wie der eine Partner sich den jeweiligen Partner vorstellt.

Der Film ist wirklich schräg und fast etwas gruselig. Und gerade das Ende hat mich ziemlich aufgewühlt. Ich möchte dazu aber nicht noch mehr verraten.

Ich frage mich, ob der Film irgendwann auf Deutsch herauskommen wird. Der Verleiher scheint keine grossen kommerziellen Interessen zu verfolgen. Der Film spielte in den USA gerade einmal knapp eine halbe Million Dollar ein, obwohl der Film beim Sundance Festival lief, was eigentlich eine sehr gute Werbung für einen Film ist und faktisch bedeutet, dass er auch nach Europa kommt. (Beispiel Fruitvale Station.)

9/10

Freitag, 14. November 2014

Best Of: VerschwörungsideologInnen und die Goldinitiative

Dieser Text soll auf die Anfälligkeit der Goldinitiative für klassische VerschwörungsideologInnen zeigen. In vielen (auch antisemitisch angehauchten Verschwörungsideologien) spielt die FED (die amerikanische Zentralbank) eine zentrale Rolle. Hier werden Kriege gemacht und verhindert. Wo ist hier der Link zum Antisemitismus? Viele Antisemiten hängen sich am Thema FED so auf, weil die Familie Rothschild (eine jüdische Bankiersfamilie) kurz in einer Beraterfunktion involviert war. Zu den absurden Hetzkampagnen und Verschwörungstheorien zu dieser Familie die bis zu einer angeblichen ausserirdischen Verschwörung reichen, weiss Wikipedia mehr.

Wichtig an dieser Stelle: Nur weil ein paar seltsame VerschwörungsideologInnen (und ja es sind auch Frauen darunter) die Goldinitiative unterstützen, heisst das nicht automatisch, dass die Goldinitiative deswegen falsch ist. Es gibt sehr gute Gründe sie abzulehnen. Ich denke aber, dass dieser Aspekt bisher bei dieser Abstimmung zu wenig beleuchtet wurde.

Wenn ihr die einzelnen Posts genauer anschauen möchtet, einfach draufklicken.

Die USA, die FED und der Krieg.
Die GegnerInnen der Goldinitiative sind gekauft! Von wem? Das sagen wir besser mal nicht...

Ihr möchtegern "Schweizer" seid alle gekauft!!!11elf
Informiert euch, aber nicht bei den "Systemmedien" sondern auf kruden Websites

Typisch bei VerschwörungsideologInnen ist, dass die Aufforderung kommt, man solle sich doch informieren, aber doch bloss nicht bei der bösen "Systempresse".

Freitag, 7. November 2014

Affäre Mario Schmitt: Täter-Opfer-Umkehr

Der berüchtigte Facebook-Post

Der Stadtparlamentarier Mario Schmitt, aufgefallen, weil er zu einem Blick-Artikel über den IS "mir kommt gleich das kotzen... wann wird diese religion endlich ausgerottet?!?" schrieb, landet nun in der (m.E. eher SVP-lastigen Wiler Nachrichten) mit folgenden Worten:
Der SVP-Mann zeigte sich dabei von einer ungewohnt reflektierenden, ruhigen Seite. Die letzten Wochen gingen nicht spurlos an ihm vorbei – doch trotz Müdigkeit und emotionaler Belastung formuliert er seine Aussagen mit Bedacht. Den Rücktrittsentscheid hat er letzten Freitag gefällt, alleine und ohne Druck von oben. Eingereicht hat er ihn aber nie. Er war faktisch also zu jeder Zeit im Amt. Und das, soviel ist jetzt klar, bleibt auch so: «Auch eine allfällige Verurteilung im Zusammenhang mit der eingereichten Strafanzeige würde daran nichts ändern.» (Quelle)
Weiter schreibt die Zeitung: "[D]ie Resolution der SP, die Schmitt auch als gesuchten persönlichen Angriff versteht, sei nicht ausschlaggebend gewesen."  So im Sinn von: "Ich will ja nicht sagen, dass mich die SP hinterhältig angegriffen hat, aber irgendwie schon."

Die Frage ist: Müssen wir Mitleid mit jemandem haben, wenn er für seine rassistischen Aussagen angegriffen wird? Ich denke nein. Aber Schmitt spielt ganz klar die Opfer-Rolle. Er, ein aufrechter Schweizer, der "nur selten ein Blatt vor den Mund" (Zitat Wiler Nachrichten!) nimmt, wird von den bösen und angeblich nicht kompromissbereiten Linken fertiggemacht.Voll gemein!

Aber er nimmt die Last auf sich! Schmitt sagt: "Mir wurde bewusst, dass ich den Wählern gegenüber eine Verpflichtung habe." Was für ein toller Mensch! Opfert sich für die Politik und für das Volk, dass von den bösen SP-Leuten und anderen "Gutmenschen" geknechtet wird!

Samstag, 25. Oktober 2014

"Die Anderen sind schuld!" - Meine Meinung zu Ecopop


Das Logo des Nein-Komitees
Das Boot ist voll. Diesen Satz hört man seit dem Zweiten Weltkrieg in der Schweiz immer wieder. Zuerst bei den Kriegsflüchtlingen im Zweiten Weltkrieg, dann bei den Schwarzenbach-Initiativen und auch bei den SVP-Initiativen zum Thema Einwanderung.

Nun Ecopop. Die Intianten distanzieren sich bei jeder Möglichkeit von Rechtsextremismus und Rassismus. Dem Komitee zufolge belastet die steigende Bevölkerungszahl die Schweiz massiv.

Die Initiative schlägt zwei Dinge vor:
1. Die Zunahme der ständigen Wohnbevölkerung der Schweiz durch Einwanderung soll jährlich nur noch 0,2 Prozent betragen. Das wären heute rund 16 000 Personen.
2. Zusätzlich sollen zehn Prozent der schweizerischen Entwicklungshilfe für Programme zur freiwilligen Familienplanung im globalen Süden verwendet werden. Das wären momentan ca. 200 Millionen Franken.

Wachstumskritik: Bloss nicht "wir" sondern die "Anderen"?
Die Ecopop-Befürwortenden geben sich auch gerne einmal wachstumskritisch. Nur, ist es wachstumskritisch die Einwanderung zu begrenzen, in Afrika Familienplanung zu fördern? Ich denke nicht. Konsequenter wäre es, beim Pro-Kopf-Verbrauch einer schweizer Person anzusetzen. Wie können wir dafür sorgen, dass wir weniger konsumieren, weniger (oder gar nichts?) wegwerfen, weniger reisen und pendeln, regionaler konsumieren, mit weniger klar zu kommen? Das sind die Fragen die wir uns stellen müssen. (Wohlgemerkt ist Ecopop nicht gegen solche Überlegungen.)

Ich weiss, dass es komisch tönt, wenn ich als Grünliberaler solche wachstumskritische Fragen stelle, aber wir müssen hier einmal festhalten, dass es kein "grünes Wachstum" gibt.

Allgemein bin ich der Meinung, dass die Diskussionen in den Kommentarspalten sich mehr um die "viel zu vielen Ausländer" aufregen, man sich aber niemals über Umwelt oder Zersiedelung aufregt. Offensichtlich ist es dem Ecopop-Komitee auch egal, was für eine Wendung der Diskurs nimmt. Das ist wichtig, weil es bei einer Initiative nicht nur darum geht, ob die Initiative angenommen wird, sondern auch darum, dass man darüber diskutiert und vielleicht in Zukunft Zugeständnisse macht.


Familienplanung: 200 Millionen für Familienplanung?
Zum zweiten Teil der Initiative, der Familienplanung in der Dritten Welt. Ich glaube, man kann gut und gerne einmal über Familienplanung sprechen, aber ich finde (1), dass eine solche Massnahme nicht in der Verfassung stehen sollte, weil die Regelung so extrem starr ist und (2), dass 200 Millionen viel zu viel für ein solches Programm sind. Gerade weil es ein jährlicher Kampf ist das DEZA-Budget ohne Kürzungen durchzubringen ist und jetzt stolze 10% quasi umbudgetiert werden müssen, sollte man diesen Vorschlag ablehnen.

Prognose und Apell
Für viele nationalkonservative scheint die Initiative eine Art Denkzettel für den Bundesrat zu sein, damit die MEI durchgesetzt wird.

Ich bitte alle die für die MEI gestimmt haben, von einem Ja für die Ecopop abzusehen. Zwei Promille Zuwanderung sind unmenschlich tief.

Artikelsammlung 
Die WOZ zur Verbindung der Schweizer Demokraten, der "Schweizerzeit", Schlüer, Hegg und Oehen: Begeisterte Wölfe im grünen Pelz  (WOZ)

Blick dokumentiert den Verleudmungsprozess gegen Roland Büchel:
Der Schrecken der Ecopop-Initianten (Blick)

Ein Interview mit Ecopop-Geschäftsführer Andreas Thommen über das Glättli-Buch zu Ecopop:
«Wir sind nicht auf Fremdenfeinde angewiesen» (Berner Zeitung)

Sonntag, 12. Oktober 2014

Das Verursacherprinzip macht Sinn - Die Jungen Grünliberalen lehnen eine Abschaffung des Nachzuschlags ab

Hier die Medienmitteilung der jglp Kanton SG zur Juso-Petition zur Abschaffung des Nachtzuschlags:
Der Nachtservice der öffentlichen Verkehrsbetriebe stellt für uns, als ebenfalls ausgehfreudige Jugendliche, eine willkommene und teilweise sogar notwendige Dienstleistung dar. Im Gegensatz zu den JUSO betrachten wir Jungen Grünliberalen den Personentransport zu Nachtzeiten aber nicht als Aufgabe des Service Public. Eine Kostenaufteilung nachdem Verursacherprinzip erscheint uns nichts als fair, ein Nachtzuschlagspreis von 5 Schweizer Franken als angemessen und verkraftbar. Wer es sich leisten kann, bis tief in die Nacht auszugehen, sollte auch für die dazugehörigen Wegkosten aufkommen können. Speziell wenn man sich bewusst wird, dass die Preisdifferenz zu einem alternativen Taxi bereits ab überschaubaren Distanzen mehrere 100% beträgt.

Des Weiteren möchten wir Jungen Grünliberalen darauf hinweisen, dass sowohl die Personal –als auch Sicherheitskosten bei einem Nachtbetrieb weitaus höher ausfallen. Die ohnehin bereits steigenden Preise für öffentliche Verkehrsmittel sollten also nicht durch eine Kollektivierung der Nachtzuschlagspreise zusätzlich strapaziert werden.
 Mein Kommentar:
Wenn es eine Möglichkeit gäbe den Nachtzuschlag anders abzulösen, würde ich möglicherweise diese Möglichkeit vorschlagen. Aber es kann nicht sein, dass man diese Einnahmequelle einfach streichen kann. Es wundert mich, dass die Juso nicht verstehen will, dass die höheren Kosten für die Nachtarbeit irgendwie finanziert werden müssen und zwar nicht von allen ZugfahrerInnen sondern von denen, die dieses Angebot auch wirklich nutzen.

Vielleicht sollte die SBB überlegen ein Nachtzuschlags-Abo einzuführen.

Montag, 22. September 2014

Affenversuche in Zürich?

Das Werbebanner der LSCV (Quelle)

Ich schrieb:
Guten Tag

Ich war sehr traurig, als ich an einem Kiosk die Schlagzeile gelesen
hatte, dass meine Uni Zürich und die ETH gerne Affenversuche durchführen
möchte.

Verstehen Sie mich nicht falsch, ich denke schon, dass Tierversuche
tatsächlich Fortschritt bringen. Aber das Leid von Tieren rechtfertigt
nicht den (vergleichsweise) trivialen Nutzen von den meisten dieser
Experimenten. Ich glaube nicht, dass man Tierversuche reformieren kann.
Wenn es darauf ankommt, dann wird man jede Vorschrift fallen lassen,
wenn es für das Experiment nötig ist.

Worüber ich mich freuen würde, wäre, dass sie Alternativen zu solchen
Tierversuchen entwickeln würden und solche Affenversuche nicht zulassen
würden.

Vielen Dank und hochachtungsvoll

Johannes Leutenegger

Die Antwort:
 Sehr geehrter Herr Leutenegger
Besten Dank für Ihre Email und Ihr Interesse an der geplanten neurowissenschaftlichen Studie von UZH und ETH und Ihr Engagement für das Wohl der Tiere. Auch uns ist das Wohl der Tiere ein wichtiges Anliegen und wir sind dauernd bestrebt, ihr Wohlbefinden zu verbessern.

Trotz vielfältiger Anstrengungen weltweit, ist es nicht möglich, auf tierexperimemtelle  Studien zu verzichten, gerade wenn es sich um so etwas Komplexes wie das Gehirn handelt.

Unsere geplante Studie an zwei, evtl. drei Makaken soll mit dazu beitragen, dass in Zukunft das Leid von weltweit  70 Millionen Schizophrenie-Kranken gemildert werden kann. Bis es aber soweit ist, müssen wir in der Forschung aber zuerst die Grundlagen erarbeiten, also verstehen, wie die betroffene Hirnregion - die nur Menschen und Affen besitzen - im gesunden Zustand arbeitet.

Ich versichere Ihnen, dass wir uns der grossen Verantwortung gegenüber den uns anvertrauten Tieren sehr bewusst sind und alles daran setzen werden, das Wohlergehen der Tiere zu jedem Zeitpunkt zu gewährleisten. Gerne verweise ich Sie auf unsere Tierschutzpolicy, die wir uns zusätzlich zu den gesetzlichen Bestimmungen freiwillig auferlegt haben. Wir haben uns das RRR (reduce, refine, replace) auf die Fahnen geschrieben und arbeiten an dessen Umsetzung. Auch beabsichtigen wir auch, regelmässig über die neue Studie zu informieren.

Mit freundlichen Grüssen
Daniel Wyler

Mein Kommentar:
Offenbar handelt es sich um einen Standard-Brief auf den E-Mail-Terror von besorgten Tierrechtlern (Facebook). Er beschreibt eben genau das, was ich eben nicht hören will. Man schiebt das Leiden von 70 Millionen Schizophrenen vor, die man mit zwei, drei Affen retten kann. Ich glaube nicht, dass es so einfach wird, sagen wirs mal so.

Und das RRR-Schema ist eine nette Sache letztlich aber zählt das Tier nicht wirklich etwas. (Dazu lohnt sich übrigens die Lektüre von Gary L. Francione.)

Aber der Name des Antworters ist schon einmal super.

Donnerstag, 11. September 2014

Meine Meinung zu #gerigate

Gestern habe ich Geri Müller in der Rundschau gesehen. Er wisse nicht ob er Anzeige erstatten werde gegen die Leute die seine Intimsphäre verletzt haben.

Wie stehe ich dazu? Ich finde Geri Müller hat allen Grund sich über die Verletzung seiner Privatssphäre zu ärgern. Es kann nicht sein, dass Chatverläufe einfach öffentlicht gemacht werden. Ich denke, dass wenn Herr Müller unbedingt Nacktbilder verschicken will, dann soll er das tun.

Die Geschichte hätte nie in den Medien landen sollen. Nun ist es aber einfach passiert. Die Leute in Baden müssen sich nun fragen, ob sie Geri Müller weiter ihr Vertrauen geben können. Ich sehe aber eigentlich im Bezug auf #gerigate keinen Grund dazu.

Und um es hier klar zu sagen: Ich bin kein Fan von Geri Müller. Im Gegenteil, ich bin sogar ein Gegner von ihm. Jemand der Vertretern der Hamas im Bundeshaus trifft, ist mir schon einmal sehr, sehr unsymphatisch. (Der Tagi über den Besuch.)

Carlo Sommaruga, Geri Müller, Ismail Haniyya, Josef Zisyadis (v.l.n.r.)
(Quelle)

Ich meine klar, Ismail Haniyya gehört eher zu den Gemässigten in der Hamas, aber es ist immer noch die Hamas, in deren Charta in Artikel 7 steht:
Die Zeit wird nicht anbrechen, bevor nicht die Muslime die Juden bekämpfen und sie töten; bevor sich nicht die Juden hinter Felsen und Bäumen verstecken, welche ausrufen: Oh Muslim! Da ist ein Jude, der sich hinter mir versteckt; komm und töte ihn! (Quelle)
 Man kann die Hamas unbezweifelbar als antisemitisch bezeichnen. Automatisch ist Geri Müller deswegen auch nicht antisemitisch, aber ich habe nie etwas gehört von Müller, dass er sich davon distanziert hat. Müller hat sich auch an Boykottaufrufen von israelischen Produkten beteiligt. Man entschuldige mir die Bemerkung, aber wo boykottiert man davon ausgeht, dass das Völkerrecht nicht eingehalten wird? Boykottiert man Russland wegen Tschetschenien? Oder China wegen Tibet? Nein, das tut man nicht. Man spricht nicht einmal darüber. Und genau das ist (mindestens sekundär) antisemitisch. (Ein Kaufboykott ist sowieso ein antisemitisches Klischee...)

Montag, 8. September 2014

Darf man Kinder vegan ernähren?


NZZ am Sonntag, 07.09.2014: "Born to be vegan" (mehr auf der VGS-Seite)
Die NZZ am Sonntag hat am 7. September einen Artikel zu veganer Kinderernährung unter dem Titel "Born to be vegan". Die Vegane Gesellschaft Schweiz (VGS) hat dazu bereits eine Antwort verfasst (mit gescanntem Artikel).

Die NZZ beginnt den Artikel mit der reisserischen Frage: "[D]arf man auch Kinder nach der Mode-Diät ernähren?" Den Angriff mit der "Mode-Diät" lasse ich bei diesem Artikel mal beiseite. Ich werde mich hier ganz grundsätzlich fragen, wie weit Eltern über ihre Kinder bestimmen können.

Die Eltern müssen ihre Kinder irgendwie erziehen. Ohne geht es (denke ich) nicht. Es gibt Leute, die ihre Kinder religiös erziehen. Es ist auch unbestritten, dass Kinder meistens politisch von ihrem Elternhaus beeinflusst werden. So sind zum Beispiel die letzten drei Juso-Präsidenten meines Wissens aus Interviews in einer "linken" Familie aufgewachsen. Regen wir uns darüber auf, dass Eltern ihre politische Meinung an ihre Kinder "weitergeben"? Ich denke nicht. Es gibt schlichtweg keine Alternative. Die Kinder übernehmen Weltansichten der Eltern, zumindest bis sie etwas älter sind. Dann entscheiden sich manchmals für die Weltsicht der Eltern, manchmal dagegen, aber meistens entwickeln sie die Weltsicht der Eltern weiter.

Die Frage die man sich bei der Ernährung natürlich stellen muss ist die Frage nach der gesundheitlichen Unbedenklichkeit. Diese ist gegeben, sofern man über ein gewissen Wissenstand verfügt. Ich persönlich denke, dass man sich ungesund und vegan ernähren kann, wie man auch ungesund und omnivor leben kann.

Stellt man irgendwelche Fragen, wenn die Eltern zum Beispiel gerne Cervelats isst und die Kinder sehr oft solche Würste essen "müssen"? Zwingen diese Eltern nicht auch ihre Ernährungsweise auf? Es gibt ja viele Schilderungen von Kindern, die eigentlich kein Fleisch essen wollen, sondern von ihren Eltern dazu gezwungen werden, weil sie "stark werden" sollen?

Wir sollten uns zurückhalten, wenn Eltern ihre Kinder vegan ernähren wollen, sofern es gesundheitlich unbedenklich ist. Die moralische Frage ob man Tierprodukte überhaupt nutzen darf ist dann eine ganz andere Frage.

Freitag, 5. September 2014

Weil die Nutzung allgemein unnötig ist!

Ich werde oft gefragt, warum ich Veganer bin.

Um es ganz einfach zusagen: Die Nutzung von Tieren muss immer wirtschaftlich sein. Den Tieren geht es immer schlechter als wenn sie ihr Leben selber leben können, ohne wirtschaftlich rendieren zu müssen. Tiere können sich fortpflanzen mit wem und so oft sie wollen. Hühner sollten nicht befruchtet werden, während Kühe schwanger "gemacht werden" müssen, damit sie Milch geben. Die Frage ist natürlich ob es einer Kuh beispielsweise nicht schlichtweg egal ist, schwanger zu sein. Ich glaube eher nicht, dass es besonders angenehm ist permanent schwanger zu sein als Kuh und dann das Kälbchen nach einem Tag oder noch früher abgenommen zu bekommen.

Eine Kuh in der Natur (ohne jetzt die Natur zu verherrlichen) kann wegrennen, wenn sie nicht von einem Stier bestiegen werden möchte, in der Landwirtschaft kann sie das nicht.

Donnerstag, 28. August 2014

ALS-Forschung: Ineffizient und brutal

Ganz ohne Zweifel ist ALS eine ganz schlimme Krankheit. Aber seit 70 Jahren forscht man nun und hat bisher ein Medikament entwickelt, welches aber nicht funktioniert. Die Ärzte gegen Tierversuche vertreten die These, dass das an Tiermodellen liegt, die bei dieser Krankheit keine Ergebnisse bringen.

Warum also eine Organisation unterstützen welche grausame Tierversuche durchführt, die auch noch nutzlos sind? Ich finde, dass sollten sich alle überlegen, die im Rahmen der ALS-Ice-Bucket-Challenge gespendet haben.

Aber es gibt Alternativen. Die Universität Essen forscht ebenfalls in diesem Bereich aber vollständig ohne Tierversuche. Wenn ihr spenden wollt spendet dort. Das Geld ist wahrscheinlich effizienter und erst noch humaner angelegt.

http://www.aerzte-gegen-tierversuche.de/de/projekte/stellungnahmen/1612-tierversuche-in-der-als-forschung

Donnerstag, 14. August 2014

info8.ch über "Gender im Lehrplan"

Die Meldung auf der info8.ch-Seite

Die Webseite info8.ch (die unter anderem schon eine Podiumsdiskussion mit Jürgen Elsässer organisiert hat) schreibt über ihre Petition "Kein Gender im Lehrplan 21":
Das Ziel der Schule kann und darf es also nicht sein, den Anteil der Frauen am Erwerbsleben demjenigen der Männer anzugleichen oder in allen Berufsgattungen sowie der Kinderbetreuung auf eine 50-Prozent-Quote beider Geschlechter hinzuarbeiten.
Warum nicht? Am Schluss finde ich, darf sich eine Frau auch entscheiden Hausfrau zu werden. Wenn wir aber davon ausgehen, dass Frauen und Männer von den geistigen Fähigkeiten gleich sind (und das sind sie!) dann müsste der Anteil der Berufstätigen und der Leute die sich um den Haushalt kümmern ca. 50% sein. Warum ist das bereits nicht so?

Die durch Biologie, Psychologie und Hirnforschung belegte Verschiedenheit von Mann und Frau ist jedoch der positive Ausgangspunkt aller Gleichstellungsbemühungen und müsste in der Schule ebenso Platz finden wie die Chancengleichheit.
Zwischen schwarzen und weissen Menschen gibt es auch "biologische" Unterschiede, nämlich die Pigmentierung. So gibt es auch "biologische" Unterschiede bei Frauen und Männern. Die Frage wie wir diese "Unterschiede" bewerten ist eine politische. Wie kann es sein, dass es wahrscheinlicher ist, dass ich später nicht den Haushalt übernehme, nur weil ich mit einem Penis auf die Welt gekommen bin? Sollte es für meine Entscheidung nicht keine Rolle spielen, was für eine Aufgabe ich in der Fortpflanzung haben könnte?

Egalitarismus heisst nicht, dass alle Menschen gleich sind. Das sind sie nicht. Man kann sich auch individuell definieren und "anders" sein, wenn man das will. Ich sehe aber nicht ein, warum wir Frauen nicht von gesellschaftlichen Zwängen befreien sollen.
Der Lehrplan 21 in seiner jetzigen Gestalt steht jedoch ganz in dieser Linie und macht sich so zum verlängerten Arm einer ideologischen Geschlechterforschung, welche nicht mehr Freiraum und Handlungsspielraum, sondern neue Zwänge schafft.
Genau. Die Gendergegner, die unbedingt ihren Kindern zeigen wollen, dass es nunmal einen biologischen Unterschied gibt zwischen den Geschlechtern, der zu einer Lebensweise verpflichtet setzen sich gegen Zwang ein. Welcher Zwang? Wenn eine Frau sich für die Familie und gegen die Karriere entscheidet ist das okay. Aber es kann nicht sein, dass statistisch erheblich mehr Frauen diesen Weg gehen. Das zeigt, dass diese Entscheidung nicht so frei ist, sonst würden sich auch gleich viele Männer für diesen Weg entscheiden. Tun sie aber nicht und deswegen muss man auch Kindern zeigen, dass man - egal wie man sich entscheidet - richtig entscheidet, wenn man sich wirklich überlegt was man will, egal was andere von dir verlangen, weder ich und schon gar nicht von SVPlern und fundamentalistischen Christen.

Und vor allem sind die SVP und die fundamentalistischen Christen welche diese Petition unterstützt haben auch gar nicht ideologisch. Gar nicht.

Mittwoch, 13. August 2014

"Fragwürdiger politischer Ansatz": Mails zu Politik und die Wiler Fans

Das besagte Spiel (von FB-Seite "Schweizer Kurvenkultur")

Es geht hier um einen Artikel auf dem Groundhopping-Blog "Fusseck", vom Spiel Wohlen gegen Wil. So schreibt der Autor über die Wiler Fanszene:
Auch Wil brachte einige Supporter mit, namentlich die “Sektion K.O.M.A”, die ich bereits in Winterthur erleben durfte. Ein paar Hanseln, die aufgrund der eigenen Position kaum bis gar nicht zu vernehmen waren. Auf dem Weg aus dem Stadion traf ich noch einige der Sektion auf dem Parkplatz. Naja, menschlich wohl eher die stumpfsinnigere Sorte mit fragwürdigem politischen Ansatz (keine Politik, und so…), wobei ich nichts unterstellen will, was ich nicht weiss. Allerdings gibt es Probs für das Tifo-Material der Wiler, welches wohl zu den schöneren in der Challenge-League zu zählen ist und auch das ganze Spiel über oft im Einsatz war. Desweiteren existiert die Gruppe bereits seit 2005, was für eine Gruppierung eines Vereins wie dem FC Wil in meinen Augen beachtlich ist.
Ich entschloss mich daher spontan eine Mail zu schreiben, worauf ich auch eine Antwort erhielt.

Meine Mail:
Hallo Benjamin,

Es geht um den Blogartikel zum Spiel Wohlen gegen Wil. Ich schreibe Dir, nicht um mich zu beschweren, sondern eher ein paar Sachen richtig zu stellen.
 Zuerst einmal möchte ich Dich für Deine grundsätzliche Einstellung zu Homophobie, Sexismus und Rassismus loben. Ich teile diese Überzeugungen und muss gleichzeitig zugeben, dass diese Überzeugungen nicht von allen in der Wiler Fanszene (zumindest nicht in diesem Ausmass) geteilt wird.

Ich ärgere mich aber daran, dass du die Wiler Fanszene mit der Sektion Koma gleichsetzt. Nichts Grundsätzliches gegen die SK05, aber ich finde man sollte erwähnen, dass die Wiler Fans noch mehr Fangruppierungen haben, die auch anwesend waren.

Bei der besagten Szene auf dem Parkplatz war ich auch dabei. Du musst auch verstehen, dass man nach ein paar Bierchen, unglaublicher Hitze und einer unangenehmen Niederlage nicht mehr über tiefgründige Diskussionen über  Philosophie oder den letzten Themenabend bei Arte. Ich bin jedenfalls sicher menschlich sicherlich nicht stumpfsinnig oder ähnliches.

Ich arbeite selber an einem Blog (www.johleut.blogspot.ch) und möchte daher fragen, ob ich allfällige Korrespondenz (vielleicht auch nur auszugsweise) veröffentlichen könnte.

Falls Du noch Fragen oder ähnliches hast, schreib mir einfach. Ich bin Dir nicht böse oder so. Unter uns gesagt hat Wil auch ein bisschen ein Problem mit Rassismus und Homophobie, aber eben...

Gruss, Johannes

Die Antwort:
Sali Johannes

 Erst einmal finde ich super, dass du mir aufgrund des Artikels schreibst und dass du derart vehement abstreitest, dass die Wiler Fanszene von diskriminierendem Gedankengut durchzogen ist zeigt mir, dass es eben nicht so ist.

Du hast natürlich Recht und mit meinem Artikel wollte ich bei weitem nicht die gesamte Fanszene des FC Wil verunglimpfen. Ich habe lediglich geschildert, was mir anhand dessen, was ich gesehen habe, aufgefallen ist. Und ich schreibe ja auch davon, dass es beim FC Wohlen leider nicht anders ist. Wie du sicher weisst bin ich deutscher und in Deutschland mit vielen Fanszenen in Kontakt, die sich alle gegen Diskriminierung jeglicher Art positioniert haben und dies auch offen im Stadion äussern und diese Denkweise auch verinnerlicht haben. Leider habe ich in der Schweiz bisher völlig andere Erfahrungen gemacht. Zwar gibt es hier keinen extremen Rechtsdrall, allerdings sind rassistische, aber vor allem sexistische und homophobe Äusserungen in den hiesigen Stadien absolut "normal" und salonfähig. Das stösst mir übel auf, nicht nur beim FC Wohlen, wo ich dem in Zukunft vehement entgegenarbeiten werde. Mein Ziel ist es auch mittelfristig verschiedene Fanszenen im Kampf gegen Diskriminierung an einen Tisch zu bringen und so eine Art Netzwerk aufzubauen.

Bitte entschuldige nochmals, wenn es im Artikel so rüber kommt, als wäre er auf alle Fans des FC Wil bezogen. Dem ist nicht so. Vielmehr bezieht er sich auf das, was ich auch von der Internetseite der Sektion K.O.M.A. weiss, auf der sich die Gruppe gegen Politik im Stadion ausspricht. Das ist immer ein Zeichen dafür, dass auch "rechtes" Gedankengut zumindest toleriert wird, was in meinen Augen ein fataler Fehler ist.

Fussball ist ein Volkssport und in meinen Augen für jede/-n Zugänglich, egal in welcher Form er diesen Sport oder einen bestimmten Verein unterstützen möchte. Deshalb finde ich die entpolitisierung des Fussballs als eine völlig falsche Entwicklung, der es vehement entgegenzutreten gilt!

Ich danke dir für deine Mail.

Beste Grüsse

Beni

Mein Kommentar:
Ich kann die Haltung von Benjamin nachvollziehen. Ich denke aber, dass eine Entpolitisierung letztlich gar nicht möglich ist beim Fussball. Man muss sich immer mit politischen Dingen befassen.

Die Wiler Fanszene hat Leute in ihren Reihen, die sich für Politik interessieren und solche die sich eher nicht dafür interessieren. Es gibt solche die eher rechts stehen und solche die eher links stehen. In Wil gibt es (so glaube ich zumindest) keine Rechtsextremen im Stadion.

Samstag, 9. August 2014

Meine Top 11 Filme (August 2014)

1. Heat (1995)

Es ist genau das Gefühl das ich bei Filmen immer suche. Eine gewisse Intimität. Alle machen sich Sorgen auch die "Bösen". Sie müssen Prioritäten setzen. Soll ich abhauen, wenn es "heiss" wird oder kann ich es mir leisten, eine Beziehung aufzubauen? Und letztlich ist der Film auch einfach spannend.

2. When Harry Met Sally (1989)

Für mich die ultimative romantische Komödie. Die Erzählweise ist wirklich unvergleichlich über viele Jahre hinweg und über einige Umwege. Einfach super gut und nicht zu kitschig.

3. North By Northwest (1959)

Es macht wirklich Spass die USA in den 1950er-Jahren zu erkunden. Das Drehbuch ist sehr ausgeklügelt und spannend. Ausserdem sehr inkonische Szenen.

4. Back to the Future (1985)

Einfach sehr lustig. Eine Zeitreise stelle ich mir genau so vor, vielleicht ohne die Mutter. :-P

5. Dawn of the Dead (1978)

Meiner Meinung nach geht es bei Zombiefilmen, was oft missverstanden wird, nicht um Effekte oder Schockmomente, sondern um eine bedrohliche Athmosphäre und etwas Sozialkritik. Beides wird hier absolut perfekt gemacht. Alle anderen Zombie-Filme müssen sich daran messen und kommen nicht an ihn heran.

6. Star Wars V: The Empire Strikes Back (1980)

Star Wars. Muss ich noch mehr sagen?

7. Memento (2000)

Einfach genial geschrieben. Richtig schön komplex. Ich denke immer noch über den Film nach, obwohl ich ihn vor Jahren gesehen habe. Er bleibt auch ein bisschen rätselhaft.

8. Vertigo (1958)

Eigentlich wieder etwas ähnliches wie bei Dawn of the Dead. Diese Athmosphäre ist super!

9. Mou gaan dou (2002) Aka Internal Affairs

Wieder ein sehr cleverer Film. Wirklich tolle Ideen. Offensichtlich so gut, dass es ein amerikanisches Remake dazu gibt, nämlich "The Departed", ebenfalls sehr guter Film.

10. The Shawshank Redemption (1994)

Ich sehe Gefängnisse seit diesem Film mit anderen Augen. Das Leben in Gefängnissen kann so angenehm gemacht werden, wie man will, dennoch ist Freiheit etwas ganz besonderes und ein Gefängnisaufenthalt schon genug schlimm.

11. Kill Bill Vol. 1 (2003)

Wirklich ein "cooler" Film. Sehr unterhaltsame Kampfszenen, sehr übertriebene Gore-Effekte. Das Setting stimmt hier am besten von allen Tarantino-Filmen.

Samstag, 2. August 2014

Schächten und Antisemitismus

Abb. 1: Jüdische Weltverschwörung?; VgT-Nachrichten 1/1996, S. 11. (Online verfügbar)

In diesem Essay stütze ich mich zu grossen Teilen auf die Dissertation von Pascal Krauthammer "Das Schächtverbot in der Schweiz, 1854-2000: Die Schächtfrage zwischen Tierschutz, Politik und Fremdenfeindlichkeit". (Funfact: Diese Arbeit wollte übrigens Erwin Kessler verbieten lassen.)

Der traditionelle Tierschutz und seine Motive
Die traditionelle Tierschutzidee vertrat die These, dass Brutalität gegen nicht-menschliche Tiere nur deswegen zu verurteilen ist, weil es die Menschen abstumpfen gegenüber Menschen. Dieser Gedanke findet sich zum Beispiel bei Kant. Die Frage die man sich hier nun stellen kann, ist, ob zum Beispiel Metzger mehr Morde begehen. Ob das so ist, bezweifle ich, man könnte diese Frage aber untersuchen.

Es erstaunt daher nicht, dass der Tierschutz im 19. Jahrhundert sich stark auf das Schächten konzentrierte. Heute wissen wir zwar aus wissenschaftlichen Gutachten (so zum Beispiel von Prof. Dr. H. Spörri im Januar 1965), dass Schächten sich nicht von anderen Methoden wie zum Beispiel eine Schlachtung mit Bolzenschuss unterscheidet. Aber zugegeben: Eine koschere Schlachtung sieht extrem brutal aus und hat demensprechend eine klare Wirkung auf die Menschen.

Die Einordnung des Schächtens in den gesamten Umgang mit nichtmenschlichen Tieren
Es gibt Dinge, die wir nichtmenschlichen Tieren antun, die wesentlich schlimmer sind als Schächten. Während ein geschächtetes Tier für einige Sekunden leidet, kämpft ein Reh, welches gejagt wird während wesentlich längere Zeit um das Überleben. Wenn man sich unbedingt auf eine einzelne Sache konzentrieren will, dann sollte man sich auf diese Dinge (wie die Jagd) konzentrieren und nicht auf das Schächten. Ich stelle aber hier entschieden fest: Ich halte Schächten nicht für eine gute Sache, es soll aber nicht als einzelnes Phänomen angegriffen werden, sondern als eine von vielen Schlachtmethoden, welche alle abgeschafft gehören, meiner Meinung nach.

Antisemitismus fängt für mich dort an, wo für Juden andere Regeln gelten als für andere Leute. Wenn man sich mit - offensichtlich irrationalen Gründen - gegen das Schächten der Juden ausspricht und sich derart darauf konzentriert.

Das Beispiel Erwin Kessler und der VgT
Erwin Kessler, ein entschiedener Schächt-Gegner, ist mir ja ohnehin sehr suspekt. Pascal Krauthammer stellt in seiner Arbeit eine gute Übersicht über die antisemitischen Ausfälle von Kessler in seinen "VgT-Nachrichten" zusammen. So vermutet er die klischeehafte "jüdische Verschwörung" von Politik, Medien und Wissenschaft[1] um das "Schächten" zu bewahren. (Funfact: Kessler hat sich auch gegen die Antirassismus-Strafnorm gewehrt. Schliesslich wurde er auch 1998 nach dieser verurteilt.)

Ausserdem war ja Erwin Kessler bei der Nationalen Aktion Mitglied. Ebenfalls pflegt Kessler Kontakte mit Revisionisten. So schreibt der Journalist Hans Stutz:
 Seit mehreren Jahren hat Kessler auch eine symbiotische Beziehung mit der Schweizer Rechtsextremisten-Szene. Diese sieht in Kessler einen ihnen zumindest nahestehenden Zeitgenossen, andererseits unterstützte der Tierschützer zu wiederholten Malen neonazistische Exponenten. Besonders eifrig griff er für Jürgen Graf in die Tasten. Einerseits behauptet Kessler der flüchtige Holocaust-Leugner sei ein politisch Verfolgter, der "den Holocaust gar nicht" leugne, "sondern nur eine von der offiziellen Geschichtsschreibung abweichende Meinung über Einzelheiten" habe. (Quelle)
Das Problem aus meiner Sicht bei Kesslers Engagement ist nicht seine Gegnerschaft gegen das Schächten, obwohl sie irrational ist, weil sie nicht die schlimmste Praxis ist, die wir Tieren antun. Wirklich verabscheuend finde ich, dass Kessler antisemitische Klischees von der übelsten Sorte aufnimmt. Krauthammer schreibt darüber, dass Kessler klassische "Talmud-Verfälschungen" in der Tradition klassischer Antisemiten aufnimmt, nachdem er nach der Antirassismus-Strafnorm verurteilt wurde.[2]

Mein Fazit
Noch einmal: Es ist Kesslers Meinung zur vermeintlichen jüdischen Weltverschwörung, die absolut falsch und antisemitisch ist. Ausserdem ist es für mich unverständlich, dass sich der VgT und Kessler derart auf das Schächten konzentrieren, während man überall Tiere ausbeutet. Es ist ein grundsätzliches Problem und das Schlachten (bzw. das Schächten als eine Methode dafür, die nicht schlimmer oder besser ist) ist nur eine Sache!

Es scheint mir manchmal, als dass alle anderen Arten der Tierausbeutung mit dem Engagement gegen Schächten ihren anderen Konsum von Tieren entschuldigen. Für mich aber ist klar: Veganismus ist das mindeste was wir machen müssen. Es bringt nichts das Phänomen "Schächten" als einzelnes Ereignis anzugreifen, sondern den Speziesimus (nämlich die Tiernutzung) von Grund auf!

-----
[1]: Krauthammer, S. 255.
[2]: Krauthammer, S. 262.

Montag, 14. Juli 2014

Tierrechtler und Antisemitismus: Der "Holocaust-Vergleich"

Der umstrittene Vergleich am 12.07.2014 in Bern (Quelle)

Gestern war ich an einer Tierrechtsdemo organisiert von "tier-im-fokus.ch". Jedenfalls waren unter der Masse an Plakaten, Schilder, Bannern und Singchören auch ein paar sehr verstörende Botschaften, wie das oben gezeigte Schild. Hier wird die Schoa mit der heutigen Tierhaltung nicht nur verglichen sondern auch gleichgesetzt.

Kurz zur Geschichte dieses Vergleichs. Die Tierrechtsorganisation Peta hat in den USA eine Kampagne gefahren, welche ein Bild eines ausgemergelten Jungen in einem KZ und zusammengepferchten Schweine zeigt. Diese Kampagne wollten die Verantwortlichen auch in Deutschland starten, sie wurde aber 2004 verboten. Diese Verbot wurde 2009  vom Bundesverfassungsgericht bestätigt. 2012 bestätigt auch der Europäische Gerichtshof für Menschenrechte dieses Verbot. (Quelle)

In der Schweiz wird dieser Vergleich von Erwin Kessler vom Verein gegen Tierfabriken bemüht. Das schlimme daran ist, dass er trotz Kritik dabei bleibt, diesen Vergleich weiter zu gebrauchen. Kessler äussert sich auch äusserst negativ über sogenannte "Schächt-Juden". (Quelle) Seltsam wird es, wenn man sich überlegt, dass Kessler nachgesagt wird, dass er einmal bei der Nationalen Aktion Mitglied war, einer rechtsextremen Organisation.

Hat dieser Vergleich mit der Schoa vielleicht das Ziel die unbeschreibare Grausamkeit dieses Verbrechens einzuebnen? Noch spannender wird die Sache, wenn man an den instrumentalisierten Tierschutz in der NS-Zeit denkt. Man bemühte das antisemitische Klischee der jüdischen Medizin, die auf Tierversuche zurückgreifen muss und propagierte stattdessen Naturheilkunde und so weiter. So auch beim Schächten wurden die Juden als absolute "Tierhasser" dargestellt, während der "gute Deutsche" ein Tierfreund war.

Aber zurück zum eigentlichen Thema. Auch bekannte Tierethiker benutzen diesen Vergleich so schreibt Helmut F. Kaplan:
Die plumpste Form narkotisierender menschlicher Selbstüberlistung ist aber die Leugnung jener Grausamkeiten, die in diesem Augenblick in unserer unmittelbaren Umgebung stattfinden: in Versuchslabors, Schlachthäusern, Pelzfarmen usw. Denn was hier geschieht, entspricht exakt dem Holocaust der Nazis. Um dies zu erkennen, braucht man sich nur Berichte über Menschenversuche in KZs und Berichte über heutige Tierversuche anzuschauen. Dann fällt es einem wie Schuppen von den Augen: Die Parallelen sind lückenlos, die Berichte sind austauschbar. Alles, was die Nazis den Juden angetan haben, praktizieren wir heute mit Tieren! (Quelle)
Kaplan (der auch schon ein Interview in einer rechtsradikalen Zeitschriften gegeben hat) zieht also nicht nur Parallelen, sondern setzt die Schoa und die heutige Praxis mit Tierversuchen komplett gleich. Das kann nicht sein! Es gibt historische Unterschiede dabei. Ebenfalls darf es nicht sein, dass die Schoa für welchen Zweck auch immer als politisches Schlagwort eingesetzt wird.

Ausserdem: Wir müssen doch auch pragmatisch sein. Bringt dieser Vergleich irgendetwas für unser Ziel als Tierrechtler? Ich denke nein, im Gegenteil dieser Vergleich schadet der ganzen Tierrechtsbewegung und gehört daher unterlassen. Gibt es denn keine anderen Möglichkeiten das Leid der nicht-menschlichen Tiere anzuprangern? Ich denke diese Möglichkeiten gibt es und die sollte man auch nutzen.

Literatur
Die Anti-Defamation League (eine jüdische Gruppe) über den Schoa-Vergleich: http://archive.adl.org/anti_semitism/holocaust_imagery.html
Abschnitt "Tier-Holocaust" im Wiki-Artikel "Holocaust (Begriff)": https://de.wikipedia.org/wiki/Holocaust_%28Begriff%29#Tier-Holocaust

Dienstag, 8. Juli 2014

Zum strukturellen Antisemitismus

Was ist "struktureller Antisemitismus"? Das ist eine Form des Antisemitismus, in der antisemitische Klischees (vgl. unten) aufgenommen werden, ohne das man explizit von Juden spricht.

Verschwörungstheoretiker (sie selbst nennen sich "Truther" oder "Infokrieger), distanzieren sich von Antisemitismus. Denn offensichtlich kommt es in der Öffentlichkeit nicht gut an, wenn man gegen Juden hetzt. Wenn man aber genauer hinschaut bemerkt man, dass aber genau die gleichen Klischees wieder aus dem Keller hervorgeholt werden. Man spricht nicht von Juden sondern benutzt Codewörter wie "Zionisten" oder die NWO.
  • SIE, die Elite, würde die Medien kontrollieren
  • SIE dezimieren die Menschheit in dem sie Wasser, Lebensmittel oder den Himmel etc. vergiften. (vgl. Abb. 1)
  • SIE kontrollieren die Weltpolitik für IHRE Zwecke
  • SIE benutzen das Zinssystem um die Menschheit zu versklaven
Die Sache wird auch extra schwammig formuliert. Hinter diesen Behauptungen stehen aber uralte Klischees die Juden teilweise seit Jahrhunderten nachgesagt werden.
  • Der "jüdische Kulturbolschewismus": Die Juden würden die Medien und andere Formen der Massenkommunkation zum Beispiel den Film kontrollieren und für ihre Zwecke einsetzen. (vgl. Abb. 3) Oft hört z.B. man in den Kreisen der Verschwörungstheoretiker, dass die "Massenmedien" nicht darüber berichten dürften was "wirklich" passiert ist.
  • Das Klischee der jüdischen Brunnenvergifter, dass es seit den Mittelalter gibt und es bis heute überlebt hat. So gab es klar antisemitische Impfkritik im Dritten Reich.
  • Das Klischee der jüdischen Weltverschwörung, da sie sich ja selber als "messianisches Volk" verstehen würden. Dieses Vorurteil lebt beispielsweise im heutigen Antiamerikanismus weiter.
  • Klischee vom jüdischen Wucherer, welches zum Beispiel mit den Verschwörungstheorien rund um die Familie Rothschild warmgehalten wird.
    In der NS-Zeit galt "der Deutsche" als der "schaffend", während "der Jude" als "raffend verstanden wurde. Diese Art der "Kapitalismuskritik" (die gar keine ist) gibt es heute auch noch. Aus marxistischer Sicht ist diese Kritik verkürzt. Denn nicht die Zinsaufnahme ist das Problem sondern das Verhältnis der Produktionsmittel. (vgl. gegen Ende dieses Videos von unten)
Bei ihren Behauptungen stützen sich einige auf die "Protokollen der Weisen von Zion", ein offensichtlich erdachtes [manche sagen, dass es sich um ein "gefälschtes", aber das Dokument ist nicht gefälscht, es gibt es schlichtweg nicht im "Original"] Dokument, was mehrfach belegt wurde. In den "Protokollen" geht es darum, wie sich die Juden überlegen wie sie die Weltherrschaft an sich reissen wollen.

Der strukturelle Antisemitismus ist m.E. mit dem "richtigen" Antisemitismus untrennbar verbunden.

Ein Klischee, welches bei der Israel-Diskussion immer wieder gebracht wird ist, dass Israel tausende pälestinensische Kinder auf dem Gewissen hatte. Auch hier wird gesagt, dass es nicht Juden sondern "Zionisten" (vgl. Abb. 2) seien. Wie dem auch sei. Ich stelle hier einfach einmal fest: Das Klischee der Kindermörder gab es bereits im Mittelalter über Juden. Man betitelt Bombadierungen im Gazastreifen gerne einmal als Völkermord.

Interessante Links:

Abbildungen:
Abb. 1.: Die Seite "Killuminati" über "sie" (Quelle)
Abb. 2: Ein "Killuminati"-Fan der die Chiffre "Zionist" benutzt. (Quelle)
Abb. 3: Ein "Killuminati"-Fan bemüht das Klischee der jüdischen Kontrolle über die Medien. (Quelle)
Abb. 4: Zinskritik auf "Killuminati" (Quelle)