- "Menschenwürde" allein garantiert m.E. kein "Recht auf Leben", dazu braucht man Bewusstsein, Autonomie, Lust- und Schmerzempfinden (vgl. Singer: Praktische Ethik, Kapitel 7). Ein Embryo hat nur Bewusstsein und Schmerzempfinden. Menschen nur wegen ihrer Zugehörigkeit zur Spezies "Mensch" zu bevorzugen, das nennt man im "Speziesismus" analog zu anderen "-ismen" wie Rassismus oder Sexismus.
- Warum spricht die Finanzierung von Abtreibungen gegen die "Moral"? Wieso nicht die Praxis an sich? Versteht mich nicht falsch, aber das ist genau mein Problem. Den Initianten geht es darum, Abtreibungen zu minimieren (vgl. S. 1 im Argumentarium) oder am liebsten gleich ganz zu verbieten. Das ist revisionistisch und konservativ. Passend dazu macht auch mein Lieblings-Nationalrat Jakob Büchel mit, der sich schon gegen die Sexualisierung der Schule gewehrt hat.
Und natürlich, ist es falsch mit den Kosten zu argumentieren. Folgende Einwände
- Geld sollte in dieser Frage keine Rolle spielen
- Es geht um 8 Millionen Franken. Die Prämien würden vielleicht um einige Promille sinken, wenn überhaupt.
- Klar Verschwendung ist Verschwendung, auch wenn die Verschwendung klein ist, aber ich denke die 8 Millionen sind gut investiertes Geld in die Freiheit (vgl. auch mit Punkt 1).
Ich denke aber, dass man sogar komplett gegen Abtreibungen sein kann. Wenn man jegliches Leid vermeiden will, und ausblendet, was für Leid es für ein Kind bedeutet, wenn die Mutter das Kind wirklich nicht bekommen wollte, dann müsste man aber auch in Drittweltländern radikal angreifen und vor allem, sage ich als Tierrechtler, müsste man auch aufhören das Leid der Tiere zu ignorieren. Doch wir wissen, dass das bei weiten Teilen des Initiativkomitees nicht so aussieht. Ich gehe davon, aus das niemand im Initiativkomitee sich vegetarisch ernährt. Die meisten Leute haben eine ziemlich inkonsistente Moral, aus meiner Perspektive gesehen. Sie sehen das natürlich anders, weil sie SpeziesistInnen sind.
Manche würden vielleicht einwenden: "Du bist doch selber ein Heuchler! Du bist gegen Fleisch und doch für Abtreibungen!" Für mich ist das keine inkonsistente Moral. Es gibt tatsächlich Gründe ein Lebewesen zu töten. Der Tyrannenmord ist so ein klassisches utilitaristisches Beispiel. Oder eben Abtreibungen, wenn eine Frau (möglicherweise mit ihrem Partner) wirklich nicht für ein Kind sorgen kann und/oder will. Dann ist es ein legitimer Grund etwas zu töten. Was hingegen kein guter Grund ist, ist der Geschmack, ein Hauptargument für den Fleischkonsum, finden zumindest die Omnivoren.
Ich bin dagegen Abtreibungen zu verharmlosen, ich bin aber auch dagegen, Abtreibungen grundsätzlich als schlecht anzuschauen. Daher bin ich für eine Beibehaltung der heutigen Regelung.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen