Freitag, 17. Januar 2014

Review: "District 9"

Ist es Zufall, dass das Alienraumschiff über Johannesburg stehen bleibt? Dramaturgisch macht es natürlich Sinn, gerade in ein Land zu setzen, dass die Apartheid mehr oder weniger heil rausgekommen ist.
Man kann der Menschheit immer den Spiegel vorhalten, wenn man in Kontakt mit dem "Anderen" kommt. Schon Kant hat sich in Gedankenexperimenten mit Ausserirdischen beschäftigt.
Auch heute zieht es im philosophischen Diskurs, wenn man sich einmal fragt, inwiefern wir Aliens in eine Gesellschaft einbauen will. Der Mensch grenzt sich gerne ab. Die "Schwarzen", die "Frauen", die "Dummen", die "Geisteskranken", die "Nutztiere" oder die "Ausländer". Hier werden nun die Aliens ausgegrenzt, ausgebeutet und als politisches Dauerthema missbraucht.
Die Pointe im Film ist ja [spoiler]dass Wikus selber zu diesem "Anderen", nämlich zu einem Alien wird.[/spoiler] Das ist eine typische poststrukturalistische Idee. Was wäre, wenn es eben genau nicht so wäre, wie es ist?
Am Schluss bleibt ein nachdenklich machender Film, der auch gute Action und Unterhaltung bietet, wenn man keine Lust hat nachzudenken.
9/10



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Donnerstag, 16. Januar 2014

"House of Cards": Die zweite Staffel kommt!

Riesige Vorfreude bei mir: Von House of Cards kommt die zweite Staffel.

Frank Underwood (Kevin Spacey) hat es mittlerweile geschafft, seinen Einfluss weiter auszubauen. Was er genau geschafft und gemacht hat, will ich hier nicht sagen, aber nur so viel: Er ist extrem skrupellos. Das macht ihn zu diesem tollen ("toll" nicht im Sinn von "angenehm" oder "nett" sondern eben "interessant") Charakter.

Es sollen wieder die Fetzen fliegen in Staffel 2. Zoe Barnes (Kate Mara), mittlerweile wieder abgewiesen von Frank, ist der Wahrheit vom unglaublichen Aufstieg auf der Spur. Slogan: "Let the butchery begin..."

Hier habe ich nun noch den Teaser von Netflix verlinkt. Ich werde weiterhin über die Serie schreiben, versprochen!

Mittwoch, 8. Januar 2014

Rezension: Mark Rowlands: „Animal Rights – Moral Theory and Practice“

Mark Rowlands ist momentan Professor für Philosophie an der Universität Miami. Er hat zu den Tierrechten auch noch ein anderes Buch geschrieben (das ich vielleicht auch einmal rezensieren werde) nämlich „Animals Like Us“.
Das Buch beginnt einer allgemeinen Einleitung zum Thema Tierrechte und wo die Probleme liegen, die Philosophen wie Peter Singer und ein bisschen später Tom Regan versucht haben zu lösen. Rowlands spricht aber auch schon John Rawls „A Theory of Justice” an, der definitiv nichts mit Tierrechten zu tun hat.
Darauf folgen je ein Kapitel zu Singer und Regans Ansätzen. Rowlands erklärt, warum er damit nicht zufrieden ist. Dem Utilitarismus (Singer) wirft er vor, dass er zu absurden Schlüssen kommen kann, wie zum Beispiel, dass Gladiatorenkämpfe unter gewissen Umständen in Ordnung sind.
Tom Regan wirft er vor, dass seine ganze Konstruktion mit dem inhärenten Wert von nicht-menschlichen Tieren, zu kompliziert, fehleranfällig und letztlich auch unnötig sei, wie seine eigene Theorie beweisen könne.
Dann folgt noch eine Abhandlung über die Tugendethik. Hier ist schon von Anfang an klar, dass Rowlands damit nicht einverstanden ist.
Darauf folgt dann das eigentlich entscheidende Kapitel. Rowlands postuliert einen „neo-Rawlsian“ Ansatz, stützt sich also stark auf John Rawls ab.
John Rawls Theorie beinhaltet eine Original Position, in der man nicht weiss, wie talentiert, intelligent man ist oder welchem Geschlecht und Rasse man angehört. Kurz um: Alles wofür ich nichts getan habe, wird ausgeblendet. Wie würde ich mir eine Gesellschaft vorstellen? Die Antwort von Rawls: Fair.
Rowlands nimmt das alles auch an. Alle sollten gewisse Grundrechte bekommen. Nur, etwas weiss man in der Original Position: Man ist rational. Und hier setzt die Kritik von Rowlands ein. Warum soll ich wissen, dass ich über Rationalität verfüge? Kann ich etwas dafür, dass ich rational geboren wurde? Hängt Rationalität letztlich nicht auch mit der Intelligenz zusammen?
Man kann aber nun nicht einfach die Original Position anpassen und dann ist alles wieder normal. Das Problem das hier auftaucht, ist viel tiefer. Rowlands schreibt, dass Rawls überzeugt ist, dass er mit seiner Theorie nur eine aufstellt „für Menschen von Menschen“. Die Vertragspartner in diesem hypothetischen Vertrag sind gleichzeitig die einzigen Rezipienten dieser Rechte, die dadurch verteilt werden. Rowlands möchte einen Vertrag, der weiter geht. Von wo die Moral kommt, heisst nicht, dass dies auch der Anwendungsrahmen sein muss. Rawls versuche eigentlich mit der Original Position als heuristic device, die Moral aufzudecken, in einer kantischen Tradition. Gleichzeitig vermische er aber seine kontraktualistische Theorie viel zu stark mit der von Tradition von Hobbes, findet Rowlands. Gemäss Hobbes gibt es kein objektiv richtig und falsch in der Moral. Der hypothetische Vertrag legt das erst fest. Logischerweise sind dann auch nur rationale Akteure dazu berechtigt, die Rechte wahrzunehmen.
Salopp gesagt: Nicht-rationale Akteure, d.h. nicht-rationale Menschen und nicht-rationale und nicht-menschliche Tiere schauen in die Röhre. Rowlands möchte diesen Wesen auch Grundrechte zusprechen. Sein Fazit im Kapitel lautet unter anderem, dass wir eine moralische Pflicht zum Vegetarismus haben.
Das Buch schliesst mit einem Exkurs in die Philosophie des Geistes. Rowlands hält fest, dass es nicht eindeutig ist, ob Tiere einen Geist haben. Letztlich gibt es aber bessere Argumente dafür. Denn schlussendlich wissen wir ja bei anderen Menschen auch nicht mit absoluter Gewissheit, dass sie über einen Geist verfügen.
Wie Marc Bekoff in einem Artikel[1] schrieb: „Giving animals the benefit of the doubt”. Wir sollten nicht-menschlichen Tieren ebenfalls die Vorteile des Zweifels gewähren.
Animal Rights: Moral Theory and Practice

Samstag, 4. Januar 2014

Review: "Dead Fucking Last"

Dead Fucking Last beschäftigt sich mit drei älter gewordenen Velokurieren, die nicht mehr mithalten können. Der eine (Mike Müller wer sonst?) ist zu langsam und die anderen sind unfähig Marketing zu betreiben und wirtschaftlich zu denken. Sie werden von der Konkurrenz überrannt und zwar noch von Frauen, womit einige überhaupt nicht klar kommen.

Ich nehme von den Dreien nur Markus Merz ernst, dass er wirklich ein richtiger "Züri brännt"-Typ ist. Alle anderen kann ich nicht ernstnehmen. Wenn er an der Rennbahn steht und irgendwas über "solidarisch" dahinlabert, dann muss ich lachen. Wie oft hört man die Worthülse "Solidarität" auch von Linken...

Michael Neuenschwander ist irgendwie zu sehr Theaterschauspieler. Er macht einen soliden Job, aber irgendwie stimmt's einfach nicht. Niemand würde so seltsam mit seinen Kumpels sprechen, ausser vielleicht in einem Theaterstück. [Irgendwie erinnert er mich an den Sprechstil meines ehemaligen Sekundarschullehrers.]

Mike Müller ist wahrscheinlich der Typ, der den Film erst zu einer Komödie macht. Verheiratet mit Kind, passt er irgendwie voll nicht in den Freundeskreis, wo alle noch so unabhängig und revolutionär tun wie vor 25 Jahren, als sie den Kurierdienst gegründet haben.

Der Film hat soweit ein wenig Spass gemacht. Wenn man Zürich mag (und das tue ich nicht unbedingt), dann wird man umso mehr Freude haben, denn minutenlang werden Strassen und Ortsteile von Zürich gezeigt.

Die Story ist schlecht geschrieben. Besonders gegen Ende scheint es so, als hätte man einfach irgendwas ins Skript geschrieben, damit man den Film noch fertig kriegt. Derart komische Wendungen, die für mich nicht nachvollziehbar sind. [SPOILER]Da macht der böse, böse "Fat Frank" einen Erlebnisgastronomieschuppen auf (Thema: Velokurierdienst WTF?!) und dann die ganze Ausstattung dort und das Gehabe von Fat Frank dort, einfach so aufgesetzt. Dann die Reaktion mit dem Feuerwehrschlauch. Warum? Warum? Warum? Und dann die Reaktion von Frank. Warum? Warum? Warum?[/SPOILER]

Die ganze Beziehung zwischen Nina und Tom und Nina wirkt irgendwie so, als ob man sich das eins zu eins aus den US-Amerikanischen Komödien abgeschaut hat. 

Der Film ist unbefriedigend. Aber nicht so unbefriedigend, dass er wieder gut ist. Er klemmt irgendwo dazwischen fest. Das macht ihn zu einem schlechten Film.
4/10

Samstag, 28. Dezember 2013

Best Of 2013 (Film und TV)

Beste neue Comedy-Serie:
Leider aus meiner Sicht nichts gutes.

Beste neue Drama-Serie:
Definitiv: House of Cards

Beste alte Drama-Serie der Season:
Breaking Bad

Guilty Pleasure:
Walter White, der mal checkt, was für ein Arschloch er ist.

Bester Schauspieler:
Kevin Spacey.

Beste Schauspielerin:
Brit Marling und Robin Wright

Beste Episode:
Die erste Folge von Breaking Bad nach der Pause. Grossartig!

Bestes Zitat:
-

Größter WTF-Moment:
-Backstreet Boys bei Das ist das Ende.
-Russos Untergang bei House of Cards

Vorfreude 2014:
Akte Grüniger
Pompeii
Lego
Need for Speed
Muppets most Wanted
22 Jump Street
Drachenzähmen leicht gemacht 2

Top Filme 2013:
Man of Steel
The East
Prakti.com


Flop Filme 2013:
Springbreakers
21 and Over
Kickass 2
World War Z
Schlussmacher
The Master
Hitchcock
Voll Abgezockt
Hangover 3

Noch auf der Watchlist:
Anchorman 2
Alles eine Frage der Zeit
Bad Granpa
The Look of Love

Freitag, 27. Dezember 2013

Rückblick: Fleischfreie Mensa an der Uni Basel

Letztes Jahr wollte man an der Uni Basel eine fleischfreie Mensa einrichten. Die Wogen gingen in der Schweiz hoch. So schrieben sich verschiedene Leute in Rage auf Blick.ch (eigentlich wie immer).
Das kann ja nur von einem Studenten kommen....
Der hat noch nie in seinem Leben gearbeitet und will schon die Welt retten....
Hier noch ein Video der Podiumsdiskussion an der Uni Basel.

 Übrigens: Hier diskutiert die schweizer Piratenpartei über ein Positionspapier zum Thema Veganismus.

Mittwoch, 4. Dezember 2013

Menschenrechte für Schimpansen: Eine Diskussion


Zitat von X:
wenn singer sagt, er möchte die würde des tieres auf ein menschliches erhöhen, senkt er dann nicht automatisch auch die würde des menschen auf die eines tieres?

Im Grunde genommen ist das ein Kategorienfehler. Für mich ist der Mensch bereits ein Tier.

Zitat von X:
unser wohlstand (und dahinter die industrielle tiertötung, die unwürdige haltung etc) ist nicht nur auslöser des problems das philosophiert wird, der wohlstand ist auch gleichzeitig dafür verantwortlich, das wir es ethisch und moralisch für nötig erachten, überhaupt da drüber zu sprechen, menschlicher mit tieren umzugehen;

Ich denke, dass moralisches Denken und insbesondere Handeln nicht mit Wohlstand direkt zu tun hat. Wenn du eben keine Wahl hast um zu überleben und eben ein Mammut töten musst, dann handelst du immer noch moralisch m.E. Spitzfindig ich weiss. Was aber (beispielsweise in den auf Descartes folgenden Jahrhunderten in der Wissenschaft mit Tieren) alles den Tieren angetan wurde, hat weder etwas mit Überleben noch mit "angenehm" leben zu tun. Es ist einfach schlichtweg grausam und unnötig, Tiere zu foltern, ohne dass man einen gleichwertigen Nutzen daraus ziehen kann.

Zitat von X:
singers ansatz ist nicht falsch, für eine moderne gesellschaft aber nicht (mehr) umsetzbar...der mensch steht über dem tier, gar nicht mal aus arroganz oder weil wir verneinen wollen, das tiere gefühle, gedanken, schmerzen oder dergleichen haben, sondern weil natur und evolution es so eingerichtet haben (daumen, der aufrechte gang, artikulation, ein bewusstsein und was das geschichts und bio-buch noch so hergibt)!

Es kommt jetzt einfach mal stark drauf an, wie du "über dem Tier" stehen definierst. (Achtung: Spitzfindigerweise wieder ein Kategorienfehler) Im Durchschnitt steht der Mensch wohl von der Intelligenz über den nicht-menschlichen Tieren. Aber nicht immer.
Aber irgendwie würde ich auch nicht behaupten, dass intelligente Menschen über "dummen Menschen" stehen, ich würde solche Kategorien einfach fallen lassen, weil sie mehr Schaden als Nutzen bringen.

Zitat von X:
ein menschenaffe ist kein mensch, auch wenn große ähnlichkeiten bestehen hat er das recht da drauf, nicht "zum menschen gemacht" zu werden, sondern als das respektiert zu werden, was und wer er ist - doch genau das darf nicht bedeuten, das wir dieses tier nach belieben misshandeln, quälen, missbrauchen, häuten, an die wand hängen, als teppich benutzen oder sonst wie "nicht respektieren"!

Das sind wieder so anthropozentrische Aussagen. Anthropomorphismus, als ein typischer Vorwurf gegen Versuche die Speziesgrenzen zu hinterfragen.
Im Grunde genommen ist es die gleiche Sache wie bei der Gender-Diskussion. Wenn wir davon ausgehen, dass Frauen zu politischen Entscheiden fähig sind und denen man nun auch das Wahlrecht gibt. Spricht man da von der "Vermännlichung" der Frau, nur weil bisher nur Männer dieses Recht inne hatten? Ich persönlich glaube ja nicht, dass man das so sagen kann. (Analog: Tiere die bis zu einem gewissen Grad "denken" können)