Freitag, 31. Januar 2014

Review: "Die Jagd"

Lukas (Mads Mikkelsen) ist ein Mann der im Kindergarten des Dorfes arbeitet. Er hat eine besondere Beziehung zu Klara, der Tochter seines besten Freundes Theo. Als Lukas Klara erklärt, dass ihre Beziehung Grenzen haben muss, ist Klara verärgert und erzählt der Kindergärnterin, dass Lukas seinen "aufrechten Pimmel" gezeigt habe. Selbstverständlich gehen jetzt die Wogen hoch und eine dritte Person wird zugezogen. Es geht weiter mit suggestiv gestellten Fragen und der unbegründete Verdacht wird weiter erhärtet. Lukas wird suspendiert und bald wissen es alle im Dorf. Theo eingeschlossen.
Der Film macht sehr nachdenklich. Eine unschuldige Person wird schikaniert, verprügelt und ausgegrenzt. Menschen haben die Tendenz Menschen vorzuverurteilen, statt rational an die Sache zu gehen. Das gilt nicht für vermeintliche Pädophile sondern für jegliche Art von Verbrechen.
Und sind wir ehrlich, wär es dieses extreme Vorgehen gegen Lukas auch gerechtfertigt gewesen, wenn er nicht unschuldig gewesen wäre? Ich finde, dass das schlussendlich keine Rolle spielt.
Ein heikles Thema. Ich denke, man konnte den Film nur in Europa oder vielleicht noch in den USA als Independent-Film produzieren können.
9/10 (Mit einer Chance längerfristig noch eine  10/10-Wertung zu bekommen; Die bekommt man bei mir nur im Nachhinein.)



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Montag, 27. Januar 2014

Spezies nur Konstrukt? (Diskussion)

Zitat:
es ist ein natürliches konstrukt...

Also irgendwie hast du recht. Aber diese Einteilung dient einem Zweck. Man kann diese Grenze auch zwischen Frauen und Männer ziehen und behaupten, dass sie okay ist, weil sie "natürlich" ist. Warum teilt man Menschen nicht nach ihren Augenfarben ein und schreibt ihnen Rollenbilder zu? Das ist doch auch "natürlich" aber irgendwie trotzdem absurd...

Zitat:
das der moderne mensch so verwöhnt ist, um sich gedanken da drüber zu machen, was tiere fühlen können oder wie ihre stellung auf dem planeten ist, sein soll, ist dagegen lediglich ein philosophisches konstrukt geboren aus dem abgleiten dieser rangordnung hinein ins perverse - und genau das gilt es zu hinterfragen

Man soll doch tun was man kann! Alles andere macht keinen Sinn. Aber es ist doch echt möglich auf Fleisch komplett zu verzichten. Es kann mir niemand erzählen, dass er das braucht.

Zitat:
der löwe fragt sich schließlich auch nicht ob es moralisch gerechtfertigt ist, eine antilope zu reißen um die familie zu ernähren!

Klar. Aber wir Menschen sind nicht auf Fleisch angewiesen.

Zitat:
halte ich als pauschale aussage zur alternative "bio" für ein gerücht! du verstehst das auch falsch - es geht nicht da drum, tiere auf eine stufe mit dem menschen zu stellen und sie so vor dem schlachter zu bewahren, da kannste dich noch so bemühen, das wird es nicht geben!

Du hast eine derart fatalistische Einstellung manchmal. Mir ist klar, dass ich nicht verhindern kann, dass Fleisch konsumiert wird. Konnten denn die Abolistionisten die Sklaverei komplett abschaffen? Weitestgehend, aber sicherlich nicht komplett. Mein Ansatz hat den gleichen Anspruch.

Zu Bio: Also ich habe nicht gesagt, dass Bio keine gute Sache ist. Ich finde es einfach total dumm damit in eine tierethische Diskussion zu gehen. Denn über die Tierhaltung an sich sagt Bio direkt nicht viel.
Bio kann ein Teil der Lösung sein, denn viele Label verbieten zum Teil Flugtransporte, propagieren eine nachhaltige Wassernutzung. Aber eben nicht alle! Es lohnt sich hinzuschauen. Deswegen freut es mich, dass bald die EG-Verordnung zu Bio verstärkt wird.

Zitat:
moral ist dabei nicht der maßstab, das ist naive studentenideologie von einer welt in utopia! unsere welt könnte nicht funktionieren, wenn moral über allem schweben würde, unsere welt wäre nicht so modern, wenn das moralische handeln über allem stehen würde, ich würde sogar so weit gehen und behaupten, das die menschheit schon lange ausgestorben wäre, wenn moralisches denken und handeln unangreifbarer maßstab wäre! das wäre sicherlich sehr schön, beißt sich aber nunmal mit der bitteren realität, dass das tier unter dem menschen steht und deswegen genutzt wird, wie der mensch auch die natur zwecks überleben nutzt!

Das behauptest du jetzt einfach... Die Abolitionisten wurden auch ausgelacht, als sie von einer Welt ohne Sklaverei geträumt haben. Auch von Reformern musste man viel Häme einstecken. Ich würde dich auch als so einen Reformer einordnen. Ich bin der Überzeugung, dass man die Tierhaltung nicht reformieren kann und auch nicht muss, weil es so viele Alternativen dafür gibt, die gesünder, umweltfreundlicher und besser für die Grundnahrungsmittelpreise sind.

Zitat:
in wie weit macht denn das schlagen/streicheln von hunden die menschen satt? du verstehst die dynamik, die grundlage gar nicht!

Darum geht es ja. Fleisch ist nicht nötig um satt zu werden. Fleischkonsum ist (zumindest in unseren Breitengraden) ein völlig triviales Interesse. Du ignorierst die vitalen Interessen der nicht-menschlichen Tiere die du konsumierst. Das geht einfach nicht! Egal wie wenig du das machst. Es ist einfach falsch dein Interesse nach einem Gaumenschmaus, über die Interessen von einem Tier, ein Leben zu führen und angenehm zu sterben.
Im Grunde nimmst du den Menschen in der dritten Welt sogar noch ihr Essen weg, wenn du Fleisch konsumierst.

Zitat:
schopenhauer spricht im rahmen von "seiner" tierethik öfters von der "triebfeder mitleid" um tiere mit in den schutz des gesellschaftlichen moralsystems zu nehmen! ich unterstelle einfach mal, an dem punkt bist du angekommen und setzt es vorbildlich in deinem leben um, so entnehme ich es zumindest deinen aussagen...

Schopenhauer in Ehren, aber das ist nicht mein Ansatz. ;-) Ich finde es pervers, dass die Grenze für Berücksichtung vitaler Interessen parallel zur Speziesgrenze verläuft.

Es gibt keinen Beleg dafür, warum Menschen über nicht-menschlichen Tieren stehen sollen, nur weil sie der Spezies Mensch angehören. Das ist das selbe wie wenn man sagt, dass Leute aus der Schweiz im Durchschnitt mehr IQ haben und deshalb mehr Studienplätze zugesprochen bekommen. So eine Einteilung ist doch nicht seriös. Wenn man das schon macht, dann müssten konsequenterweise ja praktisch die Intelligenten über die Dummen herrschen. Das will ich definitiv nicht.

Ich fordere Gleichheit! Nicht im Sinn von "alle sind gleich", denn jeder ist anders, ist intelligenter oder schmerzempfindlicher. Wir müssen doch überall den gleichen Massstab anwenden und nicht bei Menschen mit einem anderen messen, dann bei Wildtieren wieder einen anderen und bei Nutztieren schon wieder einen anderen. Das will ich...

Hier noch eine Grafik von Marc Bekoff, der da wunderbare Arbeit geleistet hat.

Freitag, 17. Januar 2014

Review: "District 9"

Ist es Zufall, dass das Alienraumschiff über Johannesburg stehen bleibt? Dramaturgisch macht es natürlich Sinn, gerade in ein Land zu setzen, dass die Apartheid mehr oder weniger heil rausgekommen ist.
Man kann der Menschheit immer den Spiegel vorhalten, wenn man in Kontakt mit dem "Anderen" kommt. Schon Kant hat sich in Gedankenexperimenten mit Ausserirdischen beschäftigt.
Auch heute zieht es im philosophischen Diskurs, wenn man sich einmal fragt, inwiefern wir Aliens in eine Gesellschaft einbauen will. Der Mensch grenzt sich gerne ab. Die "Schwarzen", die "Frauen", die "Dummen", die "Geisteskranken", die "Nutztiere" oder die "Ausländer". Hier werden nun die Aliens ausgegrenzt, ausgebeutet und als politisches Dauerthema missbraucht.
Die Pointe im Film ist ja [spoiler]dass Wikus selber zu diesem "Anderen", nämlich zu einem Alien wird.[/spoiler] Das ist eine typische poststrukturalistische Idee. Was wäre, wenn es eben genau nicht so wäre, wie es ist?
Am Schluss bleibt ein nachdenklich machender Film, der auch gute Action und Unterhaltung bietet, wenn man keine Lust hat nachzudenken.
9/10



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Donnerstag, 16. Januar 2014

"House of Cards": Die zweite Staffel kommt!

Riesige Vorfreude bei mir: Von House of Cards kommt die zweite Staffel.

Frank Underwood (Kevin Spacey) hat es mittlerweile geschafft, seinen Einfluss weiter auszubauen. Was er genau geschafft und gemacht hat, will ich hier nicht sagen, aber nur so viel: Er ist extrem skrupellos. Das macht ihn zu diesem tollen ("toll" nicht im Sinn von "angenehm" oder "nett" sondern eben "interessant") Charakter.

Es sollen wieder die Fetzen fliegen in Staffel 2. Zoe Barnes (Kate Mara), mittlerweile wieder abgewiesen von Frank, ist der Wahrheit vom unglaublichen Aufstieg auf der Spur. Slogan: "Let the butchery begin..."

Hier habe ich nun noch den Teaser von Netflix verlinkt. Ich werde weiterhin über die Serie schreiben, versprochen!

Mittwoch, 8. Januar 2014

Rezension: Mark Rowlands: „Animal Rights – Moral Theory and Practice“

Mark Rowlands ist momentan Professor für Philosophie an der Universität Miami. Er hat zu den Tierrechten auch noch ein anderes Buch geschrieben (das ich vielleicht auch einmal rezensieren werde) nämlich „Animals Like Us“.
Das Buch beginnt einer allgemeinen Einleitung zum Thema Tierrechte und wo die Probleme liegen, die Philosophen wie Peter Singer und ein bisschen später Tom Regan versucht haben zu lösen. Rowlands spricht aber auch schon John Rawls „A Theory of Justice” an, der definitiv nichts mit Tierrechten zu tun hat.
Darauf folgen je ein Kapitel zu Singer und Regans Ansätzen. Rowlands erklärt, warum er damit nicht zufrieden ist. Dem Utilitarismus (Singer) wirft er vor, dass er zu absurden Schlüssen kommen kann, wie zum Beispiel, dass Gladiatorenkämpfe unter gewissen Umständen in Ordnung sind.
Tom Regan wirft er vor, dass seine ganze Konstruktion mit dem inhärenten Wert von nicht-menschlichen Tieren, zu kompliziert, fehleranfällig und letztlich auch unnötig sei, wie seine eigene Theorie beweisen könne.
Dann folgt noch eine Abhandlung über die Tugendethik. Hier ist schon von Anfang an klar, dass Rowlands damit nicht einverstanden ist.
Darauf folgt dann das eigentlich entscheidende Kapitel. Rowlands postuliert einen „neo-Rawlsian“ Ansatz, stützt sich also stark auf John Rawls ab.
John Rawls Theorie beinhaltet eine Original Position, in der man nicht weiss, wie talentiert, intelligent man ist oder welchem Geschlecht und Rasse man angehört. Kurz um: Alles wofür ich nichts getan habe, wird ausgeblendet. Wie würde ich mir eine Gesellschaft vorstellen? Die Antwort von Rawls: Fair.
Rowlands nimmt das alles auch an. Alle sollten gewisse Grundrechte bekommen. Nur, etwas weiss man in der Original Position: Man ist rational. Und hier setzt die Kritik von Rowlands ein. Warum soll ich wissen, dass ich über Rationalität verfüge? Kann ich etwas dafür, dass ich rational geboren wurde? Hängt Rationalität letztlich nicht auch mit der Intelligenz zusammen?
Man kann aber nun nicht einfach die Original Position anpassen und dann ist alles wieder normal. Das Problem das hier auftaucht, ist viel tiefer. Rowlands schreibt, dass Rawls überzeugt ist, dass er mit seiner Theorie nur eine aufstellt „für Menschen von Menschen“. Die Vertragspartner in diesem hypothetischen Vertrag sind gleichzeitig die einzigen Rezipienten dieser Rechte, die dadurch verteilt werden. Rowlands möchte einen Vertrag, der weiter geht. Von wo die Moral kommt, heisst nicht, dass dies auch der Anwendungsrahmen sein muss. Rawls versuche eigentlich mit der Original Position als heuristic device, die Moral aufzudecken, in einer kantischen Tradition. Gleichzeitig vermische er aber seine kontraktualistische Theorie viel zu stark mit der von Tradition von Hobbes, findet Rowlands. Gemäss Hobbes gibt es kein objektiv richtig und falsch in der Moral. Der hypothetische Vertrag legt das erst fest. Logischerweise sind dann auch nur rationale Akteure dazu berechtigt, die Rechte wahrzunehmen.
Salopp gesagt: Nicht-rationale Akteure, d.h. nicht-rationale Menschen und nicht-rationale und nicht-menschliche Tiere schauen in die Röhre. Rowlands möchte diesen Wesen auch Grundrechte zusprechen. Sein Fazit im Kapitel lautet unter anderem, dass wir eine moralische Pflicht zum Vegetarismus haben.
Das Buch schliesst mit einem Exkurs in die Philosophie des Geistes. Rowlands hält fest, dass es nicht eindeutig ist, ob Tiere einen Geist haben. Letztlich gibt es aber bessere Argumente dafür. Denn schlussendlich wissen wir ja bei anderen Menschen auch nicht mit absoluter Gewissheit, dass sie über einen Geist verfügen.
Wie Marc Bekoff in einem Artikel[1] schrieb: „Giving animals the benefit of the doubt”. Wir sollten nicht-menschlichen Tieren ebenfalls die Vorteile des Zweifels gewähren.
Animal Rights: Moral Theory and Practice

Samstag, 4. Januar 2014

Review: "Dead Fucking Last"

Dead Fucking Last beschäftigt sich mit drei älter gewordenen Velokurieren, die nicht mehr mithalten können. Der eine (Mike Müller wer sonst?) ist zu langsam und die anderen sind unfähig Marketing zu betreiben und wirtschaftlich zu denken. Sie werden von der Konkurrenz überrannt und zwar noch von Frauen, womit einige überhaupt nicht klar kommen.

Ich nehme von den Dreien nur Markus Merz ernst, dass er wirklich ein richtiger "Züri brännt"-Typ ist. Alle anderen kann ich nicht ernstnehmen. Wenn er an der Rennbahn steht und irgendwas über "solidarisch" dahinlabert, dann muss ich lachen. Wie oft hört man die Worthülse "Solidarität" auch von Linken...

Michael Neuenschwander ist irgendwie zu sehr Theaterschauspieler. Er macht einen soliden Job, aber irgendwie stimmt's einfach nicht. Niemand würde so seltsam mit seinen Kumpels sprechen, ausser vielleicht in einem Theaterstück. [Irgendwie erinnert er mich an den Sprechstil meines ehemaligen Sekundarschullehrers.]

Mike Müller ist wahrscheinlich der Typ, der den Film erst zu einer Komödie macht. Verheiratet mit Kind, passt er irgendwie voll nicht in den Freundeskreis, wo alle noch so unabhängig und revolutionär tun wie vor 25 Jahren, als sie den Kurierdienst gegründet haben.

Der Film hat soweit ein wenig Spass gemacht. Wenn man Zürich mag (und das tue ich nicht unbedingt), dann wird man umso mehr Freude haben, denn minutenlang werden Strassen und Ortsteile von Zürich gezeigt.

Die Story ist schlecht geschrieben. Besonders gegen Ende scheint es so, als hätte man einfach irgendwas ins Skript geschrieben, damit man den Film noch fertig kriegt. Derart komische Wendungen, die für mich nicht nachvollziehbar sind. [SPOILER]Da macht der böse, böse "Fat Frank" einen Erlebnisgastronomieschuppen auf (Thema: Velokurierdienst WTF?!) und dann die ganze Ausstattung dort und das Gehabe von Fat Frank dort, einfach so aufgesetzt. Dann die Reaktion mit dem Feuerwehrschlauch. Warum? Warum? Warum? Und dann die Reaktion von Frank. Warum? Warum? Warum?[/SPOILER]

Die ganze Beziehung zwischen Nina und Tom und Nina wirkt irgendwie so, als ob man sich das eins zu eins aus den US-Amerikanischen Komödien abgeschaut hat. 

Der Film ist unbefriedigend. Aber nicht so unbefriedigend, dass er wieder gut ist. Er klemmt irgendwo dazwischen fest. Das macht ihn zu einem schlechten Film.
4/10