Freitag, 26. Juni 2015

Tierschutz, DPS, Religionsfreiheit und das Schächten

Angus-Rinder, welche meist für Fleisch getötet werden. (Scott Bauer, Public Domain: Quelle)
Wer sich die Reden des DPS-Präsidenten Ignaz Bearth anhört, wird merken, dass er das Thema "Tierschutz" immer wieder betont. Wie mit diesem Thema in der rechten Szene umgegangen wird. Meistens zeigt der Begriff "Tierschutz" bereits, dass ich mit der Herangehensweise nicht viel anfangen kann. Es wird zum Beispiel nicht gefragt, ob man denn überhaupt schlachten muss, sondern nur wie man "tierfreundlicher" schlachten kann. Ich habe mir also das Parteiprogramm der Kleinstpartei DPS angeschaut.
Tiere brauchen genügend Platz, um Artgerecht (sic!) leben zu kennen (sic!). Was wir der Natur nehmen, sollten wir auch mit Respekt behandeln. Wir haben, wie auch gegenüber der Natur, den Geschöpfen der Natur eine Verantwortung zu tragen. Angemessener Platz und Haltung sind für uns wichtige Aspekte des Tierschutzes. Tageslicht, frische Luft, Auslauf sind Dinge welche der Mensch braucht, bei den Tieren ist es nichts anderes. Auch sie fühlen, empfinden & leben. 
Wenig Konkretes. Nicht ungewöhnliches für ein Parteiprogramm. Konkreter, sehr viel konkreter wirds beim Thema "Schächten":
In der Schweiz ist es seit 1893 verboten zu schächten. [Anmerkung: Erste eidgenössische Volksinitiative die angenommen wurde, mit ua. antisemitischen Motiven.] Leider gibt es trotzdem Personen in der Schweiz die das tun. Sobald Hinweise vorliegen oder Vermutungen sollte man diesen vermehrt nachgehen. Denn es ist eine absolute Frechheit aus religiösen Gründen auf diese brutale Art und Weise zu töten. Auch kam es in naher Vergangenheit dazu, dass zum Beispiel Asylanten Tiere von der Weide gestohlen haben, die Tiere auf skandalöse Weise scha chteten und das Fleisch dann im Asylheim im Kühlschrank aufbewahrten. Solch ein Verhalten dulden wir in der Schweiz in keiner Art und Weise! 
Es ist höchst interessant, dass genau dieser Aspekt aus dem ganzen Bereich der ganzen Tierschutzdebatte herausgegriffen wird. Bemerkenswert ist auch die Verbindung zur Asyl-Thematik. Plötzlich bringt man auch noch Asylsuchende mit in die Schächtdebatte. Eins ist auf jeden Fall klar: Die echten SchweizerInnen sind auf jeden Fall nicht das Problem, sondern die "von ausserhalb".

Ich habe mich an anderer Stelle bereits zur Debatte zur Schächtdebatte geäussert. Der Artikel hatte einen starken Bezug auf Antisemitismus und streifte die Islamfeindlichkeit, wenn überhaupt, nur am Rande. Die DPS richtet sich mit ihrem Statement gegen das Schächten tendenziell gegen die Muslime.

Um es hier einmal klar zu sagen: Ich bin der Meinung, dass Religionsfreiheit einfach Gewissensfreiheit ist. Man darf also glauben was man will, egal wie absurd und irrational etwas ist. Es sollte aber kein Unterschied zwischen Meinungsfreiheit und Religionsfreiheit geben. Was bedeutet das? Religionsfreiheit geht weiter als die Meinungsfreiheit. Gewisse Handlungen sind erlaubt, wenn sie eine religiöse Komponente enthalten, die im weltlichen Raum nicht zugelassen sind. Mein Lieblingsbeispiel sind die Sikh, die auf Flügen ihre traditionellen Dölche mitnehmen dürfen, obwohl man das wegen Sicherheitsbedenken nicht mehr darf.

Eine solche Ausdehnung der Religionsfreiheit halte ich für nicht sinnvoll. Eine religiöse Gemeinschaft sollte nicht mehr Vorteile haben als eine andere Gruppe die sich über eine Idee begreift. Oder würden wir einer politischen Gruppe das Recht zu gestehen, Dinge zu tun, die sie sonst nicht tun würden? Wenn wir zum Beispiel annehmen würden, dass ein Mitglied einer Offiziersgesellschaft sich nicht von seiner Pistole trennen möchte, dann machen die Sicherheitsbehörden hier ja auch keine Ausnahme.

Die Schächtfrage ist aber aus einem anderen Grund interessant. Auf der einen Seite ist klar, dass Schächten eine brutale Weise ist zu sterben. Aber ich denke, diese Schlachtmethode ist nicht wesentlich besser oder tierfreundlicher als andere Methoden nicht-menschliche Tiere zu töten. Eine Jagd ist für ein Reh sicherlich unangenehmer als geschächtet zu werden. 

Ich denke man kann das Schächten sicherlich verbieten, aber schlussendlich nur, wenn man alle anderen Schlachtmethoden verbietet, die an nicht-menschlichen Tieren praktiziert werden. Es geht der DPS definitiv nicht um das Wohl der Tiere, wenn sie sich mit dem Schächten befasst.

Montag, 15. Juni 2015

Review: "Silicon Valley" - Season 2

Dinesh und Gilfoyle, zwei Angestellte von Pied Piper. (HBO: Frank Masi, Fair Use)
 Ich hatte ja bereits über die erste Staffel eine Review über die HBO-Serie "Silicon Valley" verfasst. Es geht darin um eine junge Firma, die sich auf Videokompression spezialisiert haben. Gerade für Firmen mit einer extrem grossen Medienbibliothek haben ein Interesse daran, dass ihre Videos möglichst stark komprimiert werden. Damit können Server, Traffic und damit bares Geld gespart werden.

In der Serie ist einer der Interessen eine Pornoproduktionsfirma. Und es stimmt: Innovation kommt im Medienbereich sehr oft aus dieser Branche. 4k-Video ist bei vielen Plattformen bereits Standard.

Bei Pied Piper ist die Hölle los. (HBO: Screenshot des Autors, Fair Use)
Die Serie hat hier einen starken Realitätsbezug, gerade wenn man daran denkt, dass sich gerade HEVC (High Efficiency Video Coding) durchsetzt. HVEC (H.265) ist doppelt so effizient wie H.264. Wir sparen also die Hälfte der Grösse ein ohne Qualitätsverlust. Und denken wir an die neuen Codecs wie x265, die recht neu sind. Der Codec x265 konnte sich bisher noch nicht ganz durchsetzen. Das sieht man beispielsweise daran, dass es in der Warez-Scene (aus der viele "Raubkopien" stammen) noch kein rule agreement zu x265 gibt.

Aber zurück zur Serie. Eine solche Firma ist kein Selbstläufer, das weiss man seit der ersten Staffel. Auch in der zweiten Staffel kommt es wieder und wieder zum Schlagabtausch mit Hooli (einer Art Parodie von Google).

Die Macher der Serie haben einen guten Job gemacht, denn die Aufgabe nach der grossartigen ersten Staffel auf einem so hohen Niveau zu bleiben humortechnisch, war nicht einfach.  Die zweite Staffel war gut geschrieben, aber vielleicht nicht ganz so lustig wie die erste. Anschauen lohnt sich aber auf jeden Fall!

Samstag, 6. Juni 2015

Red Bull im Fussballgeschäft - Gute Sache oder Tod des Fussballs?

Im Jahr 2005 solidarisierte sich auch die Wiler Fanszene (hier in Wohlen) mit der SV Austria.
2005 übernahm die Getränkefirma Red Bull die SV Austria Salzburg. Damals hatten die Fans grosse Hoffnungen. Für uns in der Schweiz völlig unvorstellbar, hat Sponsoring im Fussball in Österreich eine ganz andere Dimension. Austria Salzburg hatte mehrfach Sponsornamen im Vereinsnamen:
  • 1973 bis 1976 SV Gerngroß A. Salzburg (Ein Kaufhaus)
  • 1976 bis 1978 SV Sparkasse Austria Salzburg (Eine Bank)
  • 1978 bis 1997 SV Casino Salzburg (Ein Casionobetreiber)
  • 1997 bis 2005 SV Wüstenrot Salzburg (Eine Versicherung)

Das Logo von 1978 bis 1997. Das "C" steht für den Namenssponsor "Casino Austria".
Wenn man bedenkt, dass sich zum Beispiel die Phase zwischen 1978 bis 1997 im Logo ausgedrückt hat, muss man sich wirklich fragen, was am Red Bull-Einstieg so besonders war.

Ist der Red Bull-Einstieg besonders?
Hier einige Dinge die 2005 geändert wurden:
  • Der Name wurde zu FC Red Bull Salzburg gewechselt.
  • Die Klubfarben wurden faktisch geändert in die Farben von Red Bull.
  • Das Logo des Vereins wurde faktisch durch das Markenzeichen von Red Bull ersetzt.
  • Der Verein wollte als Gründungsjahr 2005 angeben lassen, wollte also auf alle Erfolge in der Vergangenheit verzichten, das schaffte der Verein aber nicht. Mittlerweile verweist der Verein wieder auf seine Tradition.
  • Red Bull kontrolliert den Verein per Sonderrecht in der Satzung.
Setzen wir diese Dinge etwas in Relation. Das der Namen gewechselt wurde ist nichts besonderes meiner Meinung nach, hingegen die Farben des Vereins aufzugeben schon. Das das Logo effektiv durch das Logo der Marke ersetzt wurde ist eine neue Dimension, aber an sich auch nicht etwas völlig Neues. Die Sache mit dem Gründungsjahr und den Verzicht auf jegliche Tradition und so weiter, hat sich mittlerweile auch erledigt. Bleibt nur noch die mangelnden Mitsprachemöglichkeiten im Verein. Dieser Punkt muss meines Erachtens definitiv kritisiert werden.

RB Leipzig?
Bei RBL sind einige Dinge anders gelaufen. So ist kein namhafter Verein übernommen worden, sondern der Verein ist quasi aus dem Nichts entstanden. Bei RedBull Salzburg könnte man noch von einem Verein sprechen, weil er auch eine gewisse Zahl an Mitgliedern hat, während die Leipziger in den ersten fünf Jahren unter zehn Mitglieder hatten. Mittlerweile hat sich dieses Verhältnis gebessert, nur sind die Mitgliederbeiträge sehr, sehr hoch. Das Ausmass an Kritik an Red Bull hat ein neues Level erreicht seit RB in die 3. Liga kam. Viele Fans diverser Vereine haben sich an diesem Diskurs beteiligt, in dem sie sich eigentlich auf der anderen Seite befinden sollten. So zum Beispiel Fans des FC Ingolstadt (gegründet 2004 und Sponsor hauptsächlich Audi) oder die des TSG Hoffenheim (die vom SAP-Gründer Dietmar Hopp in die Bundesliga gehoben wurden). Diese Gruppen engagieren sich in der Nein-zu-RB Kampagne. Störend ist, dass Kritik von den Verantwortlichen wo immer möglich unterbunden wird. Beispielsweise im Stadion.

Ich glaube wir müssen kritisieren, dass Werbung zum Selbstzweck wird, wenn man einen solchen Verein hat. Alles, wirklich alles ist auf die Vermarktung ausgelegt ist. Wir dürfen aber die Selbstkritik nicht vergessen. Red Bull ist scheisse. Red Bull ist nicht den Fussball den ich will. Aber seien wir an dieser Stelle einmal ehrlich: Wenn wir RB kritisieren, dann müssen wir den Fussball als Ganzes kritisieren, wie er heute funktioniert. Auch bei unseren Vereinen wird der Verein durchkommerzialisiert. Stadionnamen werden verkauft und alles wird probiert um Fussball für die Konsumierenden auf den Couches attraktiver zu machen. In derart vielen Vereinen werden Vereine in AGs umgewandelt und die FussballanhängerInnen nicht in den Prozess miteinbezogen. Eine Möglichkeit sind die fangeführten Vereine wie die neugegründete SV Austria Salzburg, der FC United of Machester, der AFC Wimbledon oder der HFC Falke.
 
Für viele Vereine sind Ultras nur eine Möglichkeit den Verein zu vermarkten. Dagegen müssen wir und ich uns wehren! Wir dürfen beim Thema Red Bull keinen Double Standard aufbauen.

Weiterlesen zur Thematik
Dissidenti Ultra Düsseldorf: "Scheiss Bullen - Das Problem ist das System".
http://dissidenti-ultra.de/scheiss-bullen-das-problem-ist-das-system/

Pugnatores Ultras (FSV Frankfurt): "Auswärtspiel RB Leipzig".
http://ultra385.de/?p=1374

Supporters Club Düsseldorf: "Früher galten Kunst oder Yachten als Statussymbol - heute Fußballspieler und ganze Vereine".
http://www1.scd2003.de/index.php?id=42&tx_news_pi1[news]=56&tx_news_pi1[controller]=News&tx_news_pi1[action]=detail&cHash=ae175f677a7b54ed7155e81079efbeaf

Vice Sports: "'Stellt sie an die Wand'——Wie sich die Kritik an RB Leipzig der Nazi-Rhetorik bedient".
https://sports.vice.com/de_de/article/stellt-sie-an-die-wandwie-sich-die-kritik-an-rb-leipzig-der-nazi-rhetorik-bedient

Matthias Kiessling (Die Zeit): "Red Bull ist nicht das Problem."
http://www.zeit.de/sport/2015-04/rb-leipzig-profifussball-wettbewerb

Alex Feuerherdts Interview mit Nico Neubert von den sog. "Ultras Red Bull" (Gruppe ist Satire): "Für den modernen Fusssball".
http://jungle-world.com/artikel/2010/34/41620.html

"Ultras Red Bull Leipzig": "Ultra-Manifest der URBL".
https://ultrasrbl.wordpress.com/2010/07/11/%e2%80%9eultra-manifest%e2%80%9c-der-urbl/