Mittwoch, 10. August 2016

Demobericht "Schlächthäuser schliessen!" in Bern im August 2016

Die traditionelle Demo des Vereins Tier-im-Fokus.ch fand dieses Jahr zum dritten Mal statt, wiederum in Bern. Die letzten beiden Male war die Demo ein Umzug gewesen. Dieses Mal war es eine Kundgebung an einem festen Ort, dem Bahnhofplatz in Bern, einem tollen Platz!

Die Demo war gekennzeichnet von vielen Reden, Aktionen und Auftritten. Dazu wurden regelmässig wieder Parolen gerufen. Es waren viele Gruppen sichtbar. Der Veranstalter TIF war natürlich mit einem Stand vertreten und brachte Literatur und Merchandise unter die Menschen. Gleiches taten die Vegane Gesellschaft Schweiz und die Tierrechtsgruppe Zürich. Präsent waren auch anarchistische Gruppen mit Transparenten und einer grossen Auswahl an Aufklebern. Aber auch die Organisation Pour l'Egalité Animale (PEA) war mit Aktivist*innen anwesend und machte auf ihre "Demo für das Ende des Speziesismus" aufmerksam. Anwesend war aber auch die Aktive Tierschutzgruppe Salez, wenn auch anfangs nicht offen. Dazu später.

In seiner kämpferischen Rede forderte Pablo Labhart (TIF) passend zum Thema die Schliessung aller Schlachthäuser, er hielt fest:
Unsere Bewegung wächst. Bei jedem Treffen hat es mehr Leute als zuvor. Und auch wenn ihr jetzt links und rechts schaut, seht ihr die verschiedensten Leute. Einige von euch sind noch in der Schule. Andere haben schon Grosskinder. Manche von euch verdienen ihr Geld als Koch, andere als Bauarbeiterin. Zu uns zählen Polygrafinnen, Musiker, Psychologinnen, Juristinnen, Werklehrer, Tierärztinnen, Informatiker und viele weitere.
In einer weiteren Rede kritisierte die nachdenkliche Meret Schneider (Sentience Politics/Junge Grüne) ihre eigene Partei, für die Umweltschutz auf dem Teller aufhöre. Sie zeigte sich aber auch innerhalb gewisser Strategien innerhalb der Tierrechtsbewegung skeptisch. So erachtet Meret Schneider eine Kommunikation im Stile von "Fleisch ist Mord!" nicht als sinnvoll, wenn man die Meinungen anderer (omnivorer) Menschen ändern möchte.
Hatte eine rosarote Brille an und erzählte etwas über Liebe: Raphael Neuburger.
Der Präsident der Veganen Gesellschaft Raphael Neuburger versprühte von der Bühne mit seiner Rede zum Thema "Liebe" gute Laune. Er schloss mit der Bemerkung, dass der Bewegung für den Effektiven Altruismus, welche er sehr schätzen würde, etwas mehr Liebe auch guttun würden.

Die letzte Rede des Tages hielt Georg Klingler (Greenpeace/Hof Narr). Er erweiterte den Fokus der Reden und sprach unter anderem über die Fische und bezeichnete die grossen Schleppernetze, der intensiven Fischerei als "Schlachthäuser der Meere".

Aktionen gab es zahlreiche. Es wurde wiederum das traditionelle "Die-In" durchgeführt. Die Teilnehmer*innen legten sich dafür auf den Boden und demonstrierten hiermit gegen den unnötigen Tod von so vielen Tieren.

Eine weitere Aktivität auf dem Platz war die "Menschenfleisch"-Aktion dazu legten sich hauptsächlich Frauen in Unterwäsche, kunstblutverschmiert in eine überdimensionierte Fleischschale, welche mit Frischhaltefolie fast komplett eingeschlossen wurde. Dazu wurde ein Schild "Menschenfleisch" mit einer Preisangabe angebracht. Die Botschaft war klar: Grausam bei Menschen, grausam bei Tieren. Die Aktion war unbestreitbar die Aktion mit der meisten Aufmerksamkeit. Hauptsächlich Männer standen mit weit aufgerissenen Augen und heruntergeklappter Kinnlade vor den Schalen und machten ein Foto von den regungslosen Köpern. Ich verzichte hier bewusst auf ein Bild dieser Aktion.

Einige kleine Kinder verstörte die "Käfig-Aktion". Hier wurden halbnackte Aktivist*innen (was sonst?!) in einen Käfig gesperrt und angekettet. Dazu schrien sie wie am Spiess. Im Nachhinein bezeichneten einige Teilnehmer*innen diese Aktion mir gegenüber als "heftig".


Die letzte Aktion beeindruckte mich am meisten. In der Schweiz werden statistisch pro Sekunde zwei Tiere umgebracht. Dazu stellten sich ein paar Aktivist*innen in einer Reihe auf und stellten einen Zähler dar.

Es kam auch zu sonderbaren Vorfällen. Beispielsweise spielte während der Demo YB gegen Thun, also das Berner Derby, ein ziemlicher Kassenschlager. Also stürmten auch eine kleine Gruppe an YB-Fans den Bahnhofplatz und skandierte lautstark "Ihr macht euch keine Freunde mit Salat!" unterhaltsam!

Von links nach rechts: Ein Bild von der Demo 2014, ein Bild vom 6. August ca. 18 Uhr und die Szene nach 21 Uhr. Die zwei TIF-Aktivisten sind mit roten Kreisen markiert.
 Nach 21 Uhr als sich die bereits oben genannte Tierschutzgruppe Salez auf den Nachhauseweg machte, wurde sichtbar, was sie auf der Rückseite ihres Schildes angebracht hatten und ich bereits vermutet hatte. Es war das berüchtigte Schild, dass bereits an der ersten Demo im Jahr 2014 von dieser Gruppe gezeigt wurde und die Shoa (den Holocaust) mit dem Leid der Tiere nicht nur verglich sondern gleichsetzte.* Es war eine reine Provokation, egal ob intentional oder nicht.

Rührend war der Einsatz zweier Aktivisten von TIF, die herzhaft einschritten, um das Plakat abzudecken.

Nichtsdestotrotz war die Demo abgesehen von diesem Vorfall ein grosser Erfolg. Wir haben es geschafft die Bevölkerung mit unseren Überzeugungen zu konfrontieren.

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* So interpretiere ich zumindest die Gleichheitszeichen auf dem Schild.

(Disclaimer: Der Autor ist Mitglied des Vereins Tier-im-Fokus.ch.)

Samstag, 6. August 2016

Warum das Postulat zu Halal-Importen eine gute Sache sein kann

Yannick Buttet (CVP, VS). (Auschnitt von Foto auf Parlament.ch, von stahlfoto.ch)
Der Walliser Nationalrat Yannick Buttet stellt in seinem Postulat fest, dass für Halal-Fleisch von sehr günstigen Importbedinungen profitiert. So kann ein Kilo Rindfleisch fast 10 Franken günstiger importiert werden, als ein Kilo, welches nicht halal ist. Die Neue Luzerner Zeitung rechnet beispielsweise vor:
Das Einfuhrkontingent für ein Kilogramm Nierstück kostet heute rund 13 Franken. Für geschächtetes Rindfleisch beträgt der Preis lediglich 2.50 Franken. (Quelle)
Buttet möchte zwei Dinge in seinem Postulat:
1. Eine obligatorische Deklaration von Halal-Produkten.
2. Dass die Zollbedinungen angeglichen werden zwischen Halal und nicht-Halal.

Was ist meine Überlegung zu diesem Postulat?
Ich habe bereits mehrmals festgehalten, dass es keinen Sinn macht aus einer tierrechtlichen Perspektive heraus einer "humaneren" Schlachtmethode (hier mit Betäubung) den Vorzug gegenüber einer anderen Schlachtmethode (dem Schächten) zu geben. Alle Schlachtmethoden gehören abgeschafft und verboten.

Ich halte allerdings auch nicht viel von einer Deklaration von Halal-Fleisch. Man kann sie machen, ich sehe aber aus tierrechtlicher Perspektive nichts was dafür spricht, sich für eine solche Deklaration einzusetzen.

Wozu die günstigen Zollbedinungen führen bei Halal-Fleisch ist, dass Importeure dazu übergehen diese Lücke zu benutzen, obwohl man sich damit in einer Grauzone bewegt. Buttet hält fest, dass dies in der Praxis einfach ist.

Ich denke, dass Fleisch beim Import gleichbehandelt werden sollte. Insbesondere wenn man sich überlegt, dass tiefe Fleischpreise zu mehr Konsum führen. Meine Rechnung ist klar: Wenn der Import teurer wird, wird weniger Fleisch konsumiert und ergo weniger Tiere getötet. Ich begrüsse daher das Postulat.

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