Donnerstag, 24. Dezember 2015

Kritik am FC Wil extrem ressentimentgeladen

In der heutigen Ausgabe des St. Galler Tagblatts schreibt Christof Krapf davon, dass der FC Wil die "Bayern der Schweizer Liga" sei.

Krapf kritisiert die Transferpolitik des FC Wils. Er schreibt, dass der FC Wil, wie die Bayern den Konkurrenten Spieler abkaufen wollen würden, um die eigene Mannschaft zu stärken und, für Krapf noch viel schlimmer, um den Gegner zu schwächen. Die Kritik an Bayern ist extrem ressentimentgeladen, wie Chucky Goldstein in seinem Vortrag zeigte.

Schauen wir nun einmal an, was der FC Wil gemäss Krapf falsch gemacht hat. Die AG hat von Leader Lausanne-Sport den Topskorer Roux gekauft. Der FC Wil musste dafür vermutlich tief in die Tasche greifen. Es musste eine Ablösesumme bezahlt werden.

Hätte Lausanne auf dieses Angebot eingehen müssen? Nein. Offensichtlich bringt dieser Transfers für alle drei Parteien etwas und entstand aus einem Konsens aller Parteien und ist daher alles andere als verwerflich.

Was zeigt, diese etwas seltsame Kritik von Krapf? Scheinbar gelten für den Sport andere Regeln als für andere Aspekte der Wirschaft. Denn Profi-Fussball ist heute nichts anderes als ein Geschäft. Wir leben in einem kapitalistischen Wirtschaftssystem und das ist auch gut so meines Erachtens. Der Fussball ist heute Teil dieses Systems. SpielerInnen müssen damit ihren Lebensunterhalt bestreiten, sind gegen Unfälle versichert und müssen Abgaben leisten. Dazu gibt es Dienstleistungen (SpielerberaterInnen), die dieses Humankapital an die ensprechenden Teams bringen. Aber gemäss Krapf muss man sich an gewisse Regeln halten beim Erwerb von Arbeitskraft im Fussball.

Die allgemeine Kritik an den neuen Geldgebern des FC Wil ist total ressentimentgeladen. Oft hörte man in Kommentaren beim Blick davon, dass es doch besser gewesen wäre, wenn ein lokaler Mäzen eingesprungen wäre. Aber was ist genau der Unterschied? Ist das Geld aus der Türkei "dreckig" und das aus der Schweiz in Ordnung? So eine Unterscheidung erscheint mir doch sehr diskriminierend.

In der Tat kam bei Kommentaren gehäuft die Angst auf, dass die "bösen Türken" ihr Geld geklaut hätten und sonst überhaupt nicht koscher wären.

So schrieb einer:

Die FINMA soltte den Geldfluss genau beobachten dass da kein Schwarzgeld hin und her geschoben wird. Spielerkauf/-verkauf vom Auslands ins Ausland, und um das geht es beim Aufkauf vom FC Wil, ist oft an der Limite der Finanzgesetze.
Andreas Nobel schrieb:
Ich hatte bislang mit einigen Türken zu tun und denen ist überhaupt nicht zu trauen. [...]
Urs Reiter, kritisierte, dass die "bösen Türken" den Schweizer Talenten keine Chance geben. Wie er auf diesen Schluss kommt bleibt unklar:
Vor nicht allzulanger Zeit hat Herr Bigger und seine VR-Kollegen noch davon gesprochen, eigenen, jungen, regionalen Spielern eine Chance bieten zu wollen, gesprochen.
Er hat auch sentimental gemacht, als es um 40 Arbeitsplätze in der Region ging und um das Sponsorennetzwerk in der Region. Heute interessiert niemand, dass die Arbeitsplätze dennoch verloren gehen und wieder Fremde herumwildern. Guter Schachzug für unsere Nachwuchstalente! Neben bei ist ja Herr Bigger Finanzchef in der SFL....
In einem anderen Blick-Artikel fragt sich Franz Schreiber:
Ob wirklich ALLES mit Geld machbar ist?  
 Würde Schreiber dies bei der UBS schreiben, wenn diese bei der Credit Suisse einen Top-Manager ablösen würde?

Christof Krapfs zeigt mit seinem Kommentar auch, dass er die genauen Strukturen des FC Wils nicht kennt. So schreibt er, dass Mehmet Günal Präsident des FC Wils sei. Tatsächlich ist aber Murathan Günal, der Sohn Mehmet Günals der Präsident. Ein einfacher Blick auf Wikipedia hätte gereicht.

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