Freitag, 17. Juli 2015

Reaktion zu "Es wird lauter im Bergholz"

Wird das Bergholz bald von leidenschaftlichen TürkInnen überrannt? Ich denke nicht. (Bild: Gemeinfrei)
Momentan scheint ja bei gewissen Zeitungen eine Art Sommerloch zu bestehen. Der Blick übertrifft sich mit neuen Erkenntnissen über die Lohnstruktur und anti-türkischen Äusserungen. Aber auch das Tagblatt und ihr Regionalteil die Wiler Zeitung beschäftigen sich seit Tagen nur noch mit dem FC Wil. Die Frage sei erlaubt, ob so kritisch über einen Investor berichtet wird, wenn es um den FC St. Gallen gehen würde.

Als Fans könnte uns diese negative Berichtserstattung mehr oder weniger egal sein. Doch nun berichtete die Wiler Zeitung heute über das Thema Fans. Die Prämisse des Textes ist schon einmal sehr befremdlich. Da es sich um türkisches Geld handle, müsse dies ja auch türkische Fans anziehen. Dann beschäftigt sich das Blatt mit der Lautstärke und dem Gewaltpotenzial dieser hypothetischen Fans. Diese Türken, die angeblich bald zu den Spielen des FC Wil strömen würden, seien unglaublich laut, aber anständig. Im Gegensatz zu den "bösen" und "aggressiven" balkanstämmigen Fans. Dies behauptet zumindest der Präsident des OFV Stephan Häuselmann. Warum Hans Suter Herrn Häuselmann, der sich mit Breitensportfussball beschäftigt, zum Profifussball befragt, bleibt schleierhaft.

Ach ja und schweizerische Fans gibt es übrigens auch. Und die meisten Hooligans seien sowieso Schweizer. Was spielen Nationalitäten hier überhaupt für eine Rolle? Kriegen wir das Problem in den Griff wenn wir die Fans je nach Nationalität mehr oder weniger gut durchsuchen und überwachen?
Ausserdem: Was ist mit uns Fans, die seit Jahrzehnten an die Spiele des FC Wils gehen. Und damit meine ich nicht nur die aktive Fanszene im Sektor D sondern auch der Sektor B. Hat Hans Suter tatsächlich das Gefühl der FC Wil wird von türkischstämmigen Fans überrannt, die nun die Stimmung im Bergholz bestimmen? Nichts gegen Türken, aber die Fanszene des FC Wil ist kein leerer Raum. Das gilt für alle Fans die neu zu den Spielen des FC Wils kommen.

Zuerst veröffentlicht bei Sektor D

Freitag, 10. Juli 2015

Meine ambivalente Haltung zu den Investoren beim FC Wil

Bald vergangene Bilder? (Bild: von mir in Lugano im Februar 2015,
CC BY-NC-SA 4.0)
Ich hab mich an anderer Stelle auf diesem Blog bereits zu Entwicklungen im modernen Fussball geäussert. Bei Red Bull Salzburg und RB Leipzig, habe ich festgestellt, dass es sich um eine besondere Form davon ist, was momentan allgemein im Fussballgeschäft passiert. Red Bull hat in den Fussball oder in den Spitzensport nichts wesentlich neues gebracht, es handelt sich nur um eine neue Dimension.

Als in Wil das Bergholz in IGP-Arena umbenannt wurde, wehrte ich mich dagegen. Auch weil der Verein falsch mit Kritik umging. Mir war immer klar, dass heutzutage ein Verein auf Geld seiner Sponsoren angewiesen ist. Ohne geht es - zumindest im Profifussball - nicht mehr. Gleichzeitig müssen wir aufpassen, dass wir nicht alle Grundwerte über Bord werfen. Es kann beispielsweise nicht sein, dass eine Fankurve akzeptiert und gefördert will, weil sie sich für das Marketing eignet, aber schliesslich abgeklemmt wird, wenn die Szene sich unbequem äussert.

Ähnlich sieht es bei mir auch bei den neuen türkischen Investoren der MNG-Gruppe die den FC Wil nach vorne bringen wollen. Die FIFA will third-party ownerships im Fussball verhindern. (Warum sich die FIFA auf solche obskuren Dinge konzentriert und nicht am System Fussball grössere Dinge verändert, ist mir schleierhaft.) Es ist klar, dass der FC Wil Geld für seinen Spielbetrieb braucht. Es geht offensichtlich nicht ohne solche Finanzierungsquellen. Merchandise, Eintritte und Prämien reichen in der NLB einfach nicht.

Aber dennoch: Es ist irgendwie nicht der Fussball den ich mir wünsche. Mir ist aber auch klar, dass diese romantische Vorstellung von Fussball niemals existiert hat und wohl auch gar nicht existieren kann beim heutigen Fussball.

Ich bin innerlich gespalten. Schön wäre es aufzusteigen ohne grosses Budget nur mit engagierten Spielern und einem guten Coach. Aber das passiert höchstselten. Darmstadt ist vielleicht eine Ausnahme.

Und ich muss auch zugeben: Mit dem Loser-Image des FC Wils habe ich mich in den vielen Jahren auch mittlerweile auch angefreundet. Ich hänge schon fast daran. Dass eine solche Übernahme überhaupt möglich ist, liegt daran, dass der FC Wil seit seiner NLA-Zeit eine AG ist. Das Thema FC Wil 1900 AG ist aber ein ein anderes Thema, welches es verdient hat andernorts nochmals besprochen zu werden.