Wir leben in einer Zeit, wo die Nation immer mehr an Bedeutung verliert. Und das ist auch gut so. Die Menschen bemerken, welchen Schäden solche kollektivischen Ideen angerichtet haben und anrichten. In Deutschland gibt es wieder (wie in den 1990er-Jahren ganz massiv)
Brandanschläge. Und wer jetzt kommt: "Ach, das ist Deutschland, in der Schweiz passiert so etwas nicht!" Auch in der Schweiz gibt es
Brandanschläge auf Asylunterkünfte. Der letzte am 20. Januar in Dietikon. 20 Flüchtlinge aus Eritrea mussten evakuiert werden.
In dieser Zeit möchte gerade die JSVP das patriotische Gefühl in SekundarschülerInnen wecken. Sie gibt dazu eine Broschüre mit dem Titel "Geschichte im Fokus" heraus. Der erste Teil (um Himmels willen es sind noch weitere geplant) trägt den Titel "Die Schlacht bei Sempach – Grundstein einer freien Eidgenossenschaft".
Die Jungpartei schreibt:
Die Bedeutung und Folgen gewichtiger Schlachten der Eidgenossen wie
Morgarten, Sempach oder Marignano kennt man häufig nicht einmal, was ja
kein Wunder ist. Denn: Sie werden an Schulen meist nur am Rande
behandelt. Von unseren Gründervätern mit Schweiss und Blut erkämpfte
Werte wie das Streben nach Selbstbestimmung und Unabhängigkeit, die
Neutralität oder der Föderalismus werden im heutigen Bildungsmainstream
entweder belächelt, relativiert, verschmäht oder gar geleugnet. Die
relevanten – aber eben im Allgemeinen als positiv bewerteten – Folgen
einer Schlacht bei Marignano zu thematisieren, könnte ja schliesslich
patriotische Sichtweisen beflügeln. Ein Grauen, welches die
links-ideologische Bildungs-Schickeria bei jeder Gelegenheit tunlichst
zu vermeiden versucht. (Quelle)
Weiter:
Der Trend hin zu einer kampagnenartig angelegten Geschichtsverzerrung
beschränkt sich allerdings nicht nur auf Entwicklungen und Wendungen in
der alten Eidgenossenschaft, sondern zieht sich weiter bis in die
Gegenwart. Beispielsweise zur Rolle der Schweiz im 2. Weltkrieg
vermitteln die gängigen Lehrbücher den Eindruck, wir Schweizer seien
doch mehrheitlich Nazi-Kollaborateure gewesen oder hätten zumindest
„Dreck am Stecken“ gehabt – der in Schulen zum „Standardwerk“
stilisierte, umstrittene Bergier-Bericht lässt grüssen. Durchs Band
hinweg werden im Schweizer Geschichtsunterricht hauptsächlich negative
Aspekte wie die marginale Verstrickung von Schweizern in den
Sklavenhandel oder die nachrichtenlosen Vermögen beleuchtet, während die
grundlegende Wissensbildung zu den Anfängen unserer freiheitlichen
Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung im Nachgang zur Gründung des
Bundesstaates 1848 vernachlässigt wird. (Quelle)
- Gemäss der JSVP werde die Geschichte verzerrt. Was macht denn jetzt die JSVP mit ihrer Schriftenreihe? Hat sie "die" Wahrheit gefunden?
- Patriotismus werde verhindert. Was ist den an Patriotismus so toll, dass er unbedingt gefördert werden muss? Patriotismus führt letztlich zur Ausgrenzung von Menschen aufgrund ihrer Herkunft und ihrer Andersartigkeit.
- Bergier-Bericht sei umstritten. Stimmt schlichtweg nicht, dass der Bericht derart bestritten ist. Die einzigen KritikerInnen die mir spontan einfallen sind Christoph Blocher (und die anderen SVP-VertreterInnen dieser Position) und Stephan Halbrook.
- Die "ach so saubere" Schweiz. Neben der nachrichtenlosen Vermögen, dem Goldhandel und die Sklaverei, in der die Schweizer involviert waren, gibt es andere dunkle Kapitel zur Schweiz, die nie besprochen wurden. So zum Beispiel der massive Antisemitismus (auch zum Beispiel von christlicher Seite) und die Verfolgung der Jenischen. Niemals wurde in der Schule darüber gesprochen, was den Fahrenden angetan wurde.
- Wissensbildung unserer Gesellschafts- und Wirtschaftsordnung. Ich meine man kann ja wirtschaftsliberal sein, bin ich ja tendenziell auch. Aber es darf doch nicht sein, dass diese "freiheitliche Ordnung" zu einem Dogma wird. Und hier scheint uns dies zu drohen.
- Zum eigentlichen Heftchen. Was hat diese "Eidgenossenschaft" bei der Sempachschlacht mit der heutigen Schweiz zu tun? Ich meine zu diesem Zeitpunkt kämpften gerade einmal Uri, Schwyz und Unterwalden (und der zugewandte Ort Gersau) mit. Ich indentifiziere mich eigentlich herzlich wenig mit einem Bauernbündnis aus dem 14. Jahrhundert.
Es passt in das Bild, dass ich von Anian Liebrand habe. In einem
Vice-Artikel bezeichnete er die offizielle Erklärung zu 9/11 als "nicht wasserdicht", lobte Jürgen Elsässer und bezeichnete den Holocaustgedenktag als "Schuldeinredungsprogramm" und sagte über die, bei VerschwörungsideologInnen sehr "beliebte", Bilderberger Konferenz: "Es ist erwiesen, dass die Bilderberger-Konferenz auf ein Europa ohne
Nationalstaaten hinarbeitet. Das geht gegen unsere Parteiinteressen." Kein Wunder
sagt der SP-Nationalrat Aebischer über Liebrand im Bezug auf "Geschichte im Fokus": "Überall sieht er [Liebrand] immer linke Verschwörungen." Durchaus kann man PatriotIn sein. Aber speziell fördern sollte man diese Irrationalität nicht auch noch.