Dienstag, 10. Juni 2014

Bernard Williams Kritik am Utilitarismus


Bernard Williams kritisiert den Utilitarismus aufgrund seiner angeblichen Unfähigkeit Minderheiteninteressen zu schützen vor einer drückenden Mehrheit.
Der Schlüssel zum Problem sind die irrationalen Gefühle (aus utilitaristischer Sicht) wie Vorurteile gegenüber einer Minderheit. Die Frage ist hier, ob bei einer Nutzenabwägung diese irrationalen Gefühle einfliessen dürfen. John Stuart Mill legt grossen Wert auf Bildung. Diese Bildung soll verhindern, dass Menschen solche irrationalen Gefühle haben und wenn sie trotzdem welche haben, trotzdem so handeln, wie es aus utilitaristischer Perspektive gewünscht wird, obwohl es kontraintuitiv ist.
Das zusätzliche Problem bei Williams Beispiel ist, dass es ausgeschlossen wird, dass man die Mehrheit nicht dazu erziehen kann, dass sie ihre Vorurteile fallen lassen. Was macht nun eine Utilitaristin oder ein Utilitarist in einer Situation, wenn die Bildung offensichtlich versagt hat?
Für mich ist klar, dass die Mehrheit trotz ihrer irrationalen Gefühle, die gegen diese Entscheidung sprechen, die Minderheit nicht ausschalten darf, egal wie klein sie ist. Denn die Qualität der Lust kommt immer vor der Quantität.
Wenn jemand zwei Dinge erlebt hat, und sich immer für die eine Sache entscheiden würde, dann ist die „eine Sache“ von höherer Qualität und muss immer vorgezogen werden, egal wieviel mehr Lust die „andere Sache“ bringt quantitativ.
Die meisten würden vorziehen es vorziehen, schlimme, unangenehme Vorurteile zu haben, statt zu sterben. Daher gilt: Egal wie gross die Mehrheit im Verhältnis zur Minderheit ist, die Minderheit darf nicht getötet werden. Es ist auch egal, wie kontraintuitiv das nun für die Mehrheit wirkt.


Quellen
Williams, Bernard: Kritik des Utilitarismus, übers. Wolfgang R. Köhler, Frankfurt a. M. 1990.
Mill, John Stuart: Utilitarianism/Utilitarismus, übers. Dieter Birnbacher, Stuttgart 2006.


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